Mittwoch, 20. April 2022

Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin – Inés María Jiménez

 Südpol Verlag GmbH (27. Februar 2022)
Gebundene Ausgabe, ‎ 208 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3965941311
Preis: 15,00 € / E-Book 12,99 € 
 

Worum geht's?

Meine beste falsche Freundin!
Als die 16-jährige Cecilia, genannt Cilia, an die neue Schule kommt, erwartet sie alles Mögliche, aber nicht das: Gleich am ersten Tag wird sie von Hel angesprochen und in ihre Clique aufgenommen. Und Hel ist nicht irgendwer – Hel ist ein cooles, auffällig gekleidetes und tonangebendes Mädchen. Zum ersten Mal seit Langem fühlt sich Cilia nicht mehr als Außenseiterin, sie hat sogar plötzlich eine beste Freundin! Dass Hel dabei immer bestimmt, wo es langgeht, ist Cilia anfangs egal. Aber dann fängt Hel an, Cilia vor allen anderen bloßzustellen. Wie weit darf eine beste Freundin gehen?

»Ein bewegender Roman über eine toxische Mädchenfreundschaft«

(Text des Verlags) 
 

Wie es mir gefallen hat:

Wow, was für ein Buch.
Gespannt, wie die Geschichte das herausfordernde Thema toxischer Freundschaften (insbesondere in der Teenagerzeit) angehen würde, habe ich es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Cilias Erzählstimme ist unglaublich stark und prägnant geschrieben. Man erlebt sie praktisch hautnah in all ihrer Verlorenheit und Naivität, mit ihrem Lebenshunger und der Sehnsucht, endlich irgendwo dazuzugehören. Und man wird Zeuge davon, wie sie an dem, was ihr widerfährt, wächst, mehr und mehr reflektiert und zu einer aufmerksamen jungen Frau wird, die für sich selbst und andere einzustehen lernt.

Der Autorin ist es extrem gut gelungen, eine permanente Untergrundspannung zu erzeugen. Während sie vom nach außen hin harmlosen Schulalltag und den Freizeitunternehmungen von Cilia und ihrer neuen Clique erzählt, spürt man eine starke Bedrohung im Zwischenmenschlichen, wartet mit angehaltenem Atem darauf, dass die Stimmung kippen und eine Abwärtsspirale in Gang kommen wird, aus der es kaum ein Entrinnen gibt. 

Die Protagonistinnen und die Entwicklungsstufen ihrer Freundschaft“ sind bis ins Detail ausgearbeitet, die Nebencharaktere bringen weitere wichtige Facetten des Thema ein: Wie reagiert das Umfeld auf eine toxische Freundschaft bzw. wer nimmt sie überhaupt wahr? Wer verschließt die Augen davor und wer äußerst vielleicht Kritik oder bietet Hilfe an, nur um von der betroffenden Person wahrscheinlich scharf zurückgewiesen zu werden? Wie verhalten sich Menschen, die bereits ähnliche Erfahrungen machen mussten? Was bedeutet Eifersucht in einer toxischen Beziehung?

Titel und Covergestaltung hätte ich ganz anders gewählt, kann mir aber vorstellen, dass es für die Kernzielgruppe funktioniert – als eine Art sanfter Köder.

Es ist in vielen Punkten eine tragische Geschichte, die der Realität ganz nah kommt und weniger mahnend als ermutigend sagt: Wenn du das kennst, wenn das jemals auch in deinem Leben vorkommt, dann pass auf dich auf. Sieh genau hin. Tu was.

In einem Satz:

„Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin zeigt auf eindringliche Weise, wie und warum man, ohne es zu merken, in toxische Beziehungen hineinrutschen kann – und das der Teufelskreis nicht endlos sein muss.

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