Mittwoch, 20. September 2017

Beautiful Liars - Katharine McGee

Rezension zu
"Beautiful Liars - Verbotene Gefühle"
von Katharine McGee

Hardcover, 512 Seiten 
Ravensburger Buchverlag (23. August 2017)
ISBN-13: 978-3473401536
Originaltitel: The Thousandth Floor, 1
Band 1

Worum geht's?


Im Jahr 2118 gibt es Kontaktlinsen, mit denen man rund um die Uhr online ist, es gibt Designerbabys, es gibt Drogen, die individuell auf ihren Konsumenten abgestimmt sind und seinen Organismus sogar mit anderen verbinden können. In den großen Städten stehen Tower, deren Stockwerke die verschiedenen sozialen Schichten repräsentieren - die Reichen ganz oben, die Armen ganz unten. So auch in New York, wo Avery, Leda, Eris, Rylin und Watt zu Hause sind. Sie alle werden sich an einem schicksalhaften Abend auf einer Party im 1000. Stock einfinden. Doch nicht jeder von ihnen wird den nächsten Tag erleben ...

Was mich neugierig gemacht hat:


Leider muss ich sagen, dass die Richtung, die das Marketing für die deutsche Ausgabe eingeschlagen hat, dem Buch nicht wirklich gerecht wird. Es wirkt auf eine eher junge Zielgruppe zugeschnitten; dabei sind die im Buch behandelten Themen teils sicher nicht für diese geeignet (z.B. exzessiver Drogenkonsum). Titel und vor allem Untertitel sind ziemlich beliebig. Einzig die Atmosphäre der nächtlichen Stadt unter dem Sternenhimmel fängt eine Facette der Geschichte gut ein.
Neugierig geworden bin ich also nicht über die Gestaltung, sondern über die Grundidee des Towers. Ein nicht allzu fernes Zukunftsszenario, gespickt mit fantasievollen technischen Spielereien und spannenden Intrigen - auf diese Mischung habe ich mich sehr gefreut.

Wie es mir gefallen hat:


"Beautiful Liars" hat einiges zu bieten:
- Viele Perspektiven!
Erzählt wird in der 3. Person, die Kapitel wechseln dabei zwischen Avery, dem Mädchen aus dem Penthouse, das heimlich seinen Adoptivbruder liebt, ihrer Freundin Leda, die gerade aus dem Entzug kommt, was sie aber nie zugeben würde, Eris, die plötzlich alles zu verlieren droht, was sie je wollte, Rylin, die hart arbeiten muss, um sich und ihre Schwester zu versorgen, und Watt, ein Hackergenie.
Obwohl es dem einen oder anderen am Anfang schwerfallen könnte, sich in den verschiedenen Lebenswelten zu orientieren, haben mich die vielen Wechsel sofort überzeugt.
Allerdings hätte ich mir neben Watt durchaus noch eine weitere männliche Perspektive hinzugewünscht. 

- Geheimnisse über Geheimnisse!
Jeder der Jugendlichen hat etwas zu verbergen, und auch innerhalb der Familien gibt es unschöne Wahrheiten, die nach und nach an die Oberfläche brechen. Es bleibt spannend, wie viel die Charaktere und ihre Freundschaften aushalten können ...

- Beziehungschaos!
Bei vielen Figuren ist auch unglaublich viel Raum für Gefühlswirrwarr, Verrat, Freund- und Feindschaften, Lügen und Missverständnisse.
Insgesamt herrscht eine gewisse Distanz zu den Charakteren, sodass ich nicht sagen kann, einen von ihnen besonders ins Herz geschlossen zu haben, aber natürlich hat man mit der Zeit seine persönlichen Lieblingsperspektiven.
Gerade Figuren, die keine eigene Perspektive haben, allen voran der allseits beliebte Atlas, hätte ein bisschen mehr Tiefe gutgetan.
Außerdem wirken einige Konflikte etwas zu sehr konstruiert, da sie ausschließlich darauf basieren, dass niemand Klartext redet oder Dinge unnötig aufgebauscht werden (so tragisch ist die Liebe zu einem Adoptivbruder auch wieder nicht).

- Ein Feuerwerk an fantasievollen Details!
Auch wenn die Entstehungsgeschichte und genaue Beschaffenheit des Towers und der "Außenwelt" nicht in allen Einzelheiten erklärt werden, hat die Autorin hier ein innovatives, atemberaubendes Setting entwickelt. Unglaublich vielfältige technische Erfindungen, Equipment für Schule, Freizeit und besondere Anlässe, die Infrastruktur im Tower, die Ausstattung der Wohnungen und vieles mehr sorgen hier für grandiose Unterhaltung, auch wenn die Handlung hin und wieder etwas abflacht.

- Ein unvorhersehbares Finale!
Das Ende kommt mit einem großen Knall. Obwohl man von Seite 1 an weiß, dass jemand sterben wird, jemand von den Hauptcharakteren, bleibt bis zum Schluss ein Rätsel, wer es sein und unter welchen Umständen es passieren wird.
Für die Fortsetzung bleibt einiges an Stoff und ich bin schon gespannt darauf, wie nach dem Tod einer der Hauptfiguren die Fäden weitergesponnen werden.

(Für wen) Lohnt es sich?


"Beautiful Liars" lohnt sich für jeden, der Lust auf Geheimnisse und Lügen in der Welt der Schönen und Reichen hat, gern Geschichten aus mehreren Blickwinkeln mit verschiedenen Handlungssträngen liest und ein schillerndes, neues Setting entdecken möchte.
Das Buch ist sehr unterhaltsam, eine allzu tiefsinnige Handlung sollte man hier aber nicht erwarten.
Altersmäßig würde ich es ab 15 + ansetzen und auf jeden Fall auch für junge Erwachsene empfehlen.

In einem Satz:


"Beautiful Liars" vereint ein einzigartiges, glamouröses Setting mit Lügen, Geheimnissen, Liebe und Tragik und wird damit zu einem absoluten Unterhaltungs-Pageturner.

 

Herzlichen Dank für das Leseexemplar und die Organisation der Leserunde
im Rahmen der Aktion #readravensburger
an den Verlag und Lovelybooks!

Samstag, 9. September 2017

The School for Good and Evil 1 - Soman Chainani

Rezension zu
"The School for Good and Evil - Es kann nur eine geben"
von Soman Chainani


Hardcover, 512 Seiten
Ravensburger Buchverlag (23. September 2015)
ISBN-13: 978-3473401277
Band 1 von 3

Worum geht's?


Sophie freut sich schon seit Jahren darauf, dass der Schulmeister sie aus dem verschlafenen Dorf Gavaldon entführen wird, damit sie ihre Ausbildung zur richtigen Märchenprinzessin an der Schule der Guten beginnen kann.
Agatha hat nur eine einzige Freundin: Sophie. Sie selbst erfüllt alle Eigenschaften für die typische Böse - sie ist hässlich, wenig graziös und lebt in einem Haus beim Friedhof. 
Es kommt, wie es kommen muss, und der Schulmeister holt beide Mädchen. Doch Sophie wird in die Schule für Böse gesteckt, während Agatha sich zwischen angehenden Prinzessinnen wiederfindet. Da kann es sich doch nur um eine Verwechslung handeln, oder?

Was mich neugierig gemacht hat:


Ich mag Märchen, ich mag Märchenadaptionen, und auch wenn ich mich mehr im YA-Bereich zu Hause fühle, konnte ich bei diesem Buch, das eigentlich in erster Linie eine jüngere Zielgruppe ab ca. 12 Jahren anspricht, nicht widerstehen. 
Ich war sehr neugierig, wie die Ausbildung der Guten und Bösen in den beiden Schulen wohl aussehen würde, und außerdem hat das Cover mich gereizt. Der illustrative Stil gefällt mir sehr gut und passt wunderbar zum Buch.

Wie es mir gefallen hat:


Lang hat das Buch nicht gebraucht, um mich in seinen Bann zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten ließ sich erahnen, wie ideenreich der Autor die Welt seiner Geschichte gestaltet hat. Auf raffinierte Weise schafft er alle Bedingungen für ein Märchen und versieht dabei jedes Detail augenzwinkernd mit einer gewissen Skurrilität oder einem ironischen Verweis auf diverse Klischees.
Die Figuren sind, passend dazu, zunächst sehr karikativ gezeichnet: die strahlende, etwas oberflächliche Sophie auf der einen Seite, die unliebsame, schmutzige Agatha auf der anderen. Auch hier greift der Autor tief in die Klischeekiste und spielt gekonnt mit den Eigenschaften typischer Märchenfiguren.

Ich weiß nicht, wie oft ich beim Lesen lachen musste, aber ich kann sagen: sehr oft. Es ist wirklich unglaublich, wie viele witzige Einfälle hier eingebracht werden. Der Unterricht, die Schüler, das Wetteifern der Mädchen um die Prinzen - die Geschichte ist zum Schreien komisch, und gleichzeitig gibt es auch immer wieder tiefere Momente, in denen es um große Fragen geht wie: Wie viel Macht haben die Vorstellungen und Vorurteile anderer über uns? Was kann eine Freundschaft aushalten, wie weit kann sie gehen? Kann man dem Weg entgehen, der für einen vorgezeichnet scheint?
Soman Chainani hat die Entwicklung beider Protagonistinnen sehr überzeugend aufgerollt und vermittelt dabei klare Botschaften an die Leser. Die Spannung kommt dabei auch nicht zu kurz und die Lust auf die Folgebände wird auf jeden Fall geschürt.

(Für wen) Lohnt es sich?


"The School for Good and Evil" lohnt sich für alle jungen und junggebliebenen Märchenfans, die vor einem dicken Schmöker nicht zurückschrecken und die Freundschaft,  Fantasie, Humor und Abenteuer groß schreiben.

In einem Satz:


Der Auftakt der "The School for Good and Evil"-Reihe ist unterhaltsam, süß, fantasievoll, originell und nimmt so manches Klischee gewaltig aufs Korn, ohne dass die Geschichte dabei an märchenhaftem Charakter verliert.