Freitag, 31. Mai 2019

Too Late - Colleen Hoover

Broschiert, 464 Seiten
dtv Verlagsgesellschaft, bold (22. März 2019)
ISBN: 9783423790444
Preis: 14,90 € (eBook 12,99 €)

Worum geht's?


An den meisten Tagen bereut Sloan, dass sie sich in Asa verliebt hat. Ihre Hoffnung, dass er je mit dem Dealen aufhört, wurde schon zu oft am Boden zerschmettert, und seine Gefühle für sie nehmen allzu häufig unterdrückend besitzergreifende Formen an. Doch ohne Asas finanzielle Unterstützung würde ihr Bruder Stephen mit seiner Behinderung längst nicht mehr im Heim betreut werden können.
Als Undercover Cop Luke in ihr Leben tritt, ändert sich für Sloan alles. Doch wird er ihre Rettung sein oder ihr Verderben?

Was mich neugierig gemacht hat:


Ein neues CoHo-Buch, aber in einem Programmsement für eine etwas ältere Zielgruppe wie hätte ich da nicht neugierig werden können? Zwar habe ich noch nicht alle ihrer anderen schon erschienenen Bücher gelesen, aber die, die ich kenne, mochte ich sehr (ganz besonders „Love & Confess").
Auch die düstere Grundsituation mit Sloans Abhängigkeit von Asa und Lukes Arbeit als verdeckter Ermittler fand ich sofort spannend. 

Wie es mir gefallen hat:


Es ist gar nicht so einfach, dieses Buch zu bewerten: Rein vom Spannungsaufbau, der Sogentwicklung, dem typisch flockigen Schreibstil her hätte es definitiv fünf Sterne verdient.
Es gibt jedoch zwei größere Punkte, die meinen Gesamteindruck doch stark getrübt haben.

Die Geschichte wird aus drei Ich-Perspektiven erzählt (Sloan, Luke und Asa). Colleen Hoover gelingt es hierbei sehr gut, die drei sehr verschiedenen Persönlichkeiten lebendig werden zu lassen. Gerade Asas komplexen und wirklich schwierigen Charakter hat sie gekonnt umgesetzt.
Dennoch hat mich die Figurenentwicklung insgesamt nicht überzeugen können. Die Chemie zwischen Sloan und Luke ist für mich nicht wirklich spürbar geworden, ich konnte ihnen ihre tiefe Liebe nach einem winzigen Flirt im Spanischkurs nicht abnehmen.
Zudem finde ich es fragwürdig, dass das Töten im Buch so lapidar erscheint. Es ist für die Charaktere offenbar ein legitimes Mittel, um sich selbst zu helfen, ohne dass es sie noch länger beschäftigt. Selbstverständlich gibt es Menschen ohne Skrupel, aber nicht alle der Charaktere waren als solche von der Autorin angelegt.
Schwierig ist für mich auch das Gut-Böse-Schema. Obwohl Colleen Hoover durch Asas Perspektive dem Eindruck entgegenwirkt, dass jemand ohne Gründe auf die schiefe Bahn gerät, macht sie das mit der Art, wie ihre Helden damit umgehen, fast wieder zunichte. Man kann die Wut nachvollziehen, die Sloan und Luke in sich haben, aber dafür, dass sie sich für die Guten halten, fand ich sie teils sehr kaltblütig.

Erst in den Anmerkungen am Ende erfährt man, dass Colleen Hoover das Projekt nebenher zum Spaß geschrieben und online Stück für Stück kostenlos öffentlich gestellt hat. Das ist auf der einen Seite ein Plus, weil sie sich merklich freier ausprobiert hat, auf der anderen ist sie meiner Ansicht nach so aber auch über das Ziel hinausgeschossen. Nach dem ursprünglich geplanten Ende des Buches setzt sie noch mehrfach neu an, mit einem nachgeschobenen Prolog und mehreren Epilogen, was einen großen Teil des Umfangs ausmacht. Obwohl es spannend ist, auf diese Art noch tiefere Einblicke in Asas Leben und die Entwicklungen zwischen ihm und Sloan zu bekommen, gibt es ein paar Schleifen zu viel und es wird zum Ende hin doch sehr abgedreht. Das erste Ende hätte mir persönlich eindeutig besser gefallen.

(Für wen) Lohnt es sich?


Wer im New-Adult-Bereich auch die etwas düstereren Bücher liest, in denen (pysische und psychische) Gewalt, Abhängigkeit und Obsession eine Rolle spielen, sollte sich „Too Late" einmal näher anschauen.
Fans von Colleen Hoovers Geschichten werden hier mal eine etwas andere Seite der Autorin kennenlernen, die einige vielleicht weniger mögen werden.
Im Gegensatz zu ihren anderen Büchern würde ich dieses erst ab 16 Jahren empfehlen.

In einem Satz:


Man merkt diesem Buch an, dass es von einer Profi-Autorin geschrieben wurde, leider aber auch, dass sie es ursprünglich als nicht zwingend zur Verlagsveröffentlichung bestimmtes Nebenher-Projekt zum „Austoben" geschrieben hat, wodurch es es insgesamt etwas zu überzogen wirkt.

Samstag, 25. Mai 2019

Die Stille zwischen den Sekunden - Tania Witte

Gebundene Ausgabe: 296 Seiten
Arena Verlag (18. März 2019)
ISBN: 9783401604749
Preis: 15,00 € (eBook 11,99 €)
Standalone 

Worum geht's?


Mara ist noch am Leben. Hätte sie die U9 nicht verpasst, wäre sie ein weiteres Opfer des Bombenanschlags geworden, bei dem 132 Menschen umgekommen sind. Die Besorgnis ihrer Familie und die Neugier ihrer Mitschüler findet sie dennoch übertrieben. Nur ihr Schwarm Chriso, der sonst jeden Mist auf seinem Videochannel ausschlachtet, überrascht sie positiv, auch wenn er das Ganze stattdessen zu sehr an sich heranzulassen scheint.
Ausgerechnet die Einzige, die verstehen würde, wie es Mara geht und wie sehr Chriso ihre Gefühle ins Chaos stürzt, wird jetzt von ihren hyperbesorgten Eltern von Mara ferngehalten: ihre beste Freundin Sirîn. Mara muss um jeden Preis verhindern, dass sie sie in ihre Heimat zurückschicken, weil sie nach dem Anschlag glauben, sie in Sicherheit bringen zu müssen ...

Was mich neugierig gemacht hat:


Ich bin durch die Autorin zu dem Buch gekommen, die ich als Teil des Duos Ella Blix mit „Der Schein" kennengelernt habe. 
Auf den ersten Blick hätte ich das Ganze eher in der Thriller-Ecke verortet und wäre wegen der Altersempfehlung ab 12 Jahren wahrscheinlich zögerlich gewesen, weil ich mich normalerweise eher im älteren Jugend- bzw. jungen Erwachsenenbuchbereich bewege. Ich bin aber sehr froh, dass dieses Buch mir nicht entgangen ist mehr dazu unten. 
Noch ein Tipp: Am besten nicht den Originalklappentext lesen. Ich bin mir nicht sicher, weil ich selbst ihn bei meinem Lesestart nicht angeschaut hatte, aber im Nachhinein finde ich, dass er etwas zu verdächtig wirkt.

Wie es mir gefallen hat:


Kennt ihr diese Bücher, über die man nicht gut sprechen kann, ohne zu viel zu sagen?  Mit so einem Fall haben wir es hier absolut zu tun. Trotzdem hier mein Versuch, meine Eindrücke spoilerfrei auf den Punkt zu bringen: Dieses. Buch. schlägt. ein.

Ich habe bei meiner Lektüre der letzten Monate eher wenige Sog-Bücher dabei gehabt. Es gibt viele, die cool und unterhaltsam sind und natürlich auch bewusst ruhige, aber nicht so viele, die sich an deinen Händen und in deinen Gedanken festkrallen und dich nicht loslassen, bevor du nicht alles weißt. Allerspätestens in der zweiten Hälfte entwickelt „Die Stille zwischen den Sekunden" sich zu so einer Geschichte.
Nachdem ich es beendet hatte, musste ich erst mal alles sortieren. Was mir ehrlich gesagt immer noch nicht ganz gelungen ist. Es handelt sich nämlich auch um die Art von Buch, die man am besten gleich noch mal lesen will, um aus der Perspektive von allem, was man jetzt über die Figuren weiß, verschiedene Szenen noch einmal zu betrachten.

Ich könnte mir vorstellen, dass Mara mit ihrer Art nicht bei jedem auf Verständnis stößt, aber mich hat sie in einigen Punkten sehr an mein Schul-Ich von damals erinnert. Sie ist aus vielerlei Gründen nicht die zugänglichste Protagonistin, aber gerade das macht sie so spannend.
Was die Nebencharaktere betrifft, stehe ich am Ende mit vielen Fragen da. Bei vielen von ihnen würde ich zu gern wissen, was zu verschiedenen Zeitpunkten der Geschichte in ihnen vorgegangen ist.

Besonders beeindruckend ist, wie realitätsnah und detailreich Tania Witte Maras Leben samt ihrer Gedankenwelt und ihrem Umfeld gezeichnet hat. Man gewinnt den Eindruck, ihr persönlich begegnet zu sein bzw. alles als Beobachter miterlebt zu haben.
Das Neben- und vor allem Miteinander verschiedener Kulturen ist ein großes Thema des Buches und fließt völlig ungekünstelt und dafür umso warmherziger und unglaublich lebensklug mit ein. Ein besonderer Augenmerk liegt dabei (durch Sirîns Familie) auf der Mentalität und den Traditionen des Kurdischen.
Die Tiefe von Maras und Sirîns Freundschaft, die sich über alle Unterschiede hinwegsetzt, ist mutmachend und wirklich nachahmenswert.
Auch die Art und Weise, wie die „Neuen Medien" Eingang in die Geschichte finden, ist aus meiner Sicht sehr authentisch. Von Chrisos Kanal und Maras und Sirîns Kochblog bis hin zu den Songs, die im Buch eine Rolle spielen und Maras Spotify-Listen zu verdanken sind am Ende hat man fast das Gefühl, nicht „nur" ein Buch gelesen, sondern gleich auch noch visuelle und akustische Komponenten mit dazu bekommen zu haben.

(Für wen) Lohnt es sich?


Dieses Buch lohnt sich sehr, wenn man bereit ist, sich auf einen nicht ganz leichten Weg zu machen. Es ist eine spannende Geschichte mit einer unerwarteten Komposition, tatsächlich auch eine Liebesgeschichte (nicht nur im herkömmlichen Sinne), sie rüttelt auf, nimmt einen mit.
Ich kann sie auch Lesern weit über der Altersangabe des Verlags (ab 12 Jahren) empfehlen und sie mir außerdem gut als Klassenlektüre vorstellen.

In einem Satz:


„Die Stille zwischen den Sekunden" ist kein Gutelaunebuch, sondern eines, das etwas zu sagen hat und das - nicht nur in den Sekunden danach, sondern weitaus länger - in der Stille nachhallt.

Sonntag, 19. Mai 2019

Ainias Geheimnis - Dani Aquitaine

eBook, 264 Seiten
 Selfpublishing (18. Oktober 2018)
ISBN: 9783746938967
Preis: 2,99 €
(Taschenbuch: 9,99 €, Hardcover 19,99 €)
Themiskyra-Reihe (Ainia-Serie), Band 1 

Worum geht's?


Themiskyra, die Amazonenstadt in der Wildnis, ist ihr Zuhause - und doch sehnt Ainia sich nach mehr. Statt einem Wachdienst nach dem anderen, langen Stunden in der Wäscherei, dem Unterricht und all den strengen Regeln wünscht sie sich Freiheit, Selbstbestimmung und die Chance, das Leben außerhalb zu erkunden. Und dann wäre da noch ihre kleine Schwäche für wertvolle Dinge ... Dinge, die gerade danach zu schreien scheinen, gestohlen zu werden.
Auf einem ihrer Raubzüge in der nächsten Kleinstadt stößt Ainia auf den ziemlich cleveren und ziemlich gutaussehenden Kassian. Ehe sie sich versieht, eröffnet er ihr eine völlig neue Welt. Eine Welt, die Ainia mehr und mehr in ihren Bann zieht. Doch ist sie es wert, alles aufs Spiel zu setzen?

(© Dani Aquitaine)

Was mich neugierig gemacht hat:


Ich bin durch eine Advents-Verlosungsaktion auf LovelyBooks auf die Reihe aufmerksam geworden und habe kurz darauf von der Autorin ein Rezensionsexemplar erhalten, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken möchte.
Mich hat besonders die Grundidee mit dem Amazonen fasziniert und das Dilemma, das sich schon in der Inhaltszusammenfassung für Ainia andeutet. 

Wie es mir gefallen hat:


Ich kannte bisher noch keinen der Themiskyra-Romane, die alle im selben Buchuniversum verortet sind. Da Ainias Geschichte aber einen Nebenstrang erzählt, der vor den Büchern Ell-Reihe spielt, kann man problemlos mit diesem Buch einsteigen.

Mir haben die Mühelosigkeit und Selbstverständlichkeit total gut gefallen, mit der Ainia mich in ihr Leben mitgenommen hat. Es brauchte keine langen Erklärungspassagen - ich war direkt in Themiskyra, in Goldvelt und Urba mit dabei. Alles wirkt gleichzeitig vertraut und exotisch, und es macht viel Spaß, die Schauplätze zu entdecken.
Die Kontraste zwischen der Kultur der Amazonen und dem luxuriösen Umfeld Kassians sind sehr gelungen und geben der Geschichte eine gewisse Grundspannung, die die Abenteuer, die Ainia erlebt - oder besser gesagt: die Schwierigkeiten, in die sie sich hineinmanövriert - noch um einiges steigern. 

Ein ganz großes Plus verdient das Buch auch für Ainias Humor. Sie leistet sich immer wieder Dinge und Kommentare, die einfach liebenswert schräg und witzig sind. Unterstützt wird das noch durch viel Situationskomik bzw. unfreiwillig komische Nebenfiguren.
Ainia (sie ist übrigens 17) ist eigenwillig und kann sehr schlecht auf etwas verzichten, das sie will - auch wenn sie andere deswegen in Gefahr bringt. Dennoch kann man ihr irgendwie nicht lange böse sein. Kassian ist ihr leicht nerdiger Traumprinz (sind wir mal ehrlich, das sind doch die besten!). Durch ihn lernt Ainia noch einige weitere coole Nebenfiguren wie Melissa und Chiara kennen.
Auch einige der Bewohner von Themiskyra, allen voran Padmini und Polly, habe ich ins Herz geschlossen.

An zwei oder drei Stellen gibt es kleine Vorausdeutungen, die den Eindruck erwecken, dass Ainia die Geschichte aus einer großen Distanz heraus irgendwann in der Zukunft erzählt. Das hat mich auf der einen Seite sehr neugierig auf die weiteren Bände gemacht, auf der anderen aber auch ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen. 

Beim großen Showdown kam für meinen Geschmack ein bisschen zu viel auf einmal zusammen, und alles ging ziemlich schnell, hier hätte die Erzählzeit noch etwas ausgedehnt werden können. Am Ende fiel es mir relativ schwer, nachzuempfinden, was die Situation mit Ainia macht.

Ich muss zugeben, dass ich nicht so häufig Bücher von Selfpublishern/-innen lese, aus dem einfachen Grund, dass meine bisherigen Erfahrungen da eher negativ waren.
Dani Aquitaine beweist aber etwas, von dem ich überzeugt bin: Dass man die Indie-Szene auf keinen Fall unterschätzen sollte und es definitiv auch unabhängige Autoren/-innen gibt, die mit viel Herzblut innovative Geschichten auf einem qualitativ hohen Niveau schreiben und publizieren.

(Für wen) Lohnt es sich?


Für alle die Jugendromane mit Liebe, Spannung und toughen Heldinnen mögen, ist diese Reihe auf jeden Fall einen zweiten Blick wert.

In einem Satz:


„Ainias Geheimnis" ist ein witzig-romantisch-spannender Reihenauftakt, der mit seiner ganz eigenen Welt und der alles andere als süßen Amazonen-Protagonistin von mir eine große Leseempfehlung bekommt.


Montag, 6. Mai 2019

Elias & Laia 3 - Sabaa Tahir

Rezension zu
Elia & Laia - In den Fängen der Finsternis"
von Sabaa Tahir


Gebundene Ausgabe, 528 Seiten
ONE (28. Februar 2019)
ISBN: 9783846600788
Preis: 18,00 € (eBook  8,99 €)
Originaltitel: A Reaper at the Gates
Band 3 von 4

Meine Rezension zu Band 1
Meine Rezension zu Band 2 

Worum geht's?


Elias ist es bestimmt, von nun an als Seelenfänger die Geister in der Zwischenstatt zu empfangen und weiterzuleiten. Gelingt es ihm nicht, werden die Toten die Lebenden vernichten. Doch um das zu verhindern, muss er alles loslassen, was er war - und alle, die ihm je etwas bedeutet haben.

Laia hat dem Nachtbringer, ohne es zu wissen, das vorletzte Stück des Sterns geschenkt, mit dem er sein Volk befreien und gnadenlose Rache an den Kundigen üben wird. Kann sie, die Erbin der Löwin, ihn noch aufhalten, oder werden die Dschinns zurückkehren?

Helena Aquilla gibt es nicht mehr - sie ist nur noch der Blutgreif, bereit, ihr Volk bis zu ihrem letzten Atemzug zu verteidigen - und ihre Schwester, die Frau des Imperators. Wird sie rechtzeitig durchschauen, welche Intrigen die Kommandantin spinnt, oder wird sie zusehen müssen, wie Keris Veturia die Macht an sich reißt?

Was mich neugierig gemacht hat:


Sabaa Tahir gehört zu den Autorinnen, die ich am meisten bewundere. Die Geschichte dieser Reihe ist so gewaltig, so düster, gewaltig, spannend und komplex, und ich bin unglaublich froh, sie für mich entdeckt zu haben. Es ist über zwei Jahre her, dass Band 2 erschienen ist, fast vier, seit ich den Auftakt lesen durfte, und ich konnte es kaum erwarten, endlich zu erfahren, wie es weitergeht.

Wie es mir gefallen hat:


Alles, was die beiden vorangegangenen Bände so großartig gemacht hat, hat auch der dritte Band wieder zu bieten. Dazu zählen besonders die unglaublich vielschichtigen Charaktere, denen absolut nichts geschenkt wird, und das ausgefeilte Worldbuilding inklusive unzähliger Geschehnisse aus der Vergangenheit und Prophezeiungen über die Zukunft sowie den verschiedensten Völkern und Wesen.

Da seit Veröffentlichung des letzten Bandes so viel Zeit ins Land gegangen ist, brauchte ich wieder einige Seiten, um mich erneut auf Elias, Laia, den Blutgreif und ihre Welt einzustimmen und die losen Fäden aufzunehmen. Es dauerte jedoch nicht lange, und ich war genau dort, wo man in dieser Reihe als Leser/-in ist: mittendrin und hautnah dabei.

Sabaa Tahir beherrscht das Fährtenlegen und In-die-Irre-Führen perfekt, und sie hält auch hier wieder einige Überraschungen bereit, die einen schier umhauen, Auflösungen der Art, bei der man sich an den Kopf schlagen möchte, weil man so blind war.

Ich habe in meiner Rezension zu Band 2 einige Elemente der Geschichte kritisiert, die mir als atmosphärisch nicht ganz passend und die Handlung überladend vorkamen. Hier hat mich die Autorin eines Besseren belehrt: Was mir teils zusammenhangslos erschien und wo ich mich fragte, weshalb es überhaupt eingeführt wurde, zeigt dieser Band in einem neuen Licht. Jedes Puzzleteil findet seinen Platz, alles ist in akribischer Perfektion aufeinander abgestimmt.
Die kriegerischen Anteile und die Ränke, die geschmiedet werden, nehmen den größten Teil ein, daneben gibt es aber auch wieder ganz viele Geheimnisse der einzelnen Figuren, Magie und einen Hauch Liebe. Und Hoffnung - denn sie ist, was die Autorin schon im Vorwort des ersten Bandes als den Dreh- und Angelpunkt benannt hat.

„In den Fängen der Finsternis" (bzw. „A Reaper at the Gates") hat das Potenzial, sich den Titel als stärkster Band dieser Serie zu verdienen, und ich bin mehr als gespannt, was Band 4 bringen wird!

(Für wen) Lohnt es sich?


Die Reihe hat definitiv All-Age-Potenzial, ich würde sie jedoch auf keinen Fall LeserInnen unter 14 Jahren empfehlen, vielleicht sogar nicht unter 16, da es wie gewohnt teils sehr blutig zugeht.
Es ist in diesem Fall unerlässlich, die Bände alle und in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sonst viele Zusammenhänge fehlen.

In einem Satz:


Das lange Warten hat sich gelohnt: Band 3 führt die im Vorgänger aufgenommenen Fäden zu einem großen Ganzen zusammen und sorgt dafür, dass sich die Reihe an Spannung, inneren Konflikten und Heldentum noch einmal selbst übertrifft.