Mittwoch, 25. Juli 2018

Over the Moon - Samantha Joyce

Rezension zu Over the Moon - Liebe wie im Film"
von Samantha Joyce


Paperback, 336 Seiten
Goldmann Verlag (16. Juli 2018)
ISBN: 9783442486724
Preis: 12,00 €
Originaltitel: Dealing in Deception

Band 2 von 2 (auch unabhängig lesbar)

Worum geht's?


Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem Grund wird sie von Baxter Lintons Freund Scott engagiert, aus dem zweiten empfiehlt der sie an Bax weiter.
Von seiner Verlobten kurz vor der Hochzeit sitzengelassen, dreht sich Bax Leben nur noch um seinen Hund Ari und das Obdachlosenheim, in dem er ehrenamtlich arbeitet. Um das Leben derjenigen, die ihm dort täglich begegnen, zu erleichtern, hat er eine Decke entwickelt, die Menschen auf der Straße selbst im Winter warmhalten kann. Nur will niemand in seine Erfindung investieren. Ob er diese unerträglich arrogante Veronica beauftragen sollte, ihm zu helfen?

Was mich neugierig gemacht hat:


Veronica war praktisch die „Böse" im ersten Teil der Reihe, und schon da habe ich mich gefragt, wie ihre Vergangenheit aussehen mag und was in ihr vorgeht. So habe ich mich sehr gefreut, dass auch ihre Geschichte den Weg auf den deutschen Buchmarkt gefunden hat.
Samantha Joyce ist eine großartige Liebesromanautorin, die Leichtigkeit und Witz sehr gut mit ernsten Themen verweben kann.

Schade ist mal wieder, dass weder Titel noch Cover viel Bezug zum Buch haben und die dargestellen Personen nicht auf die Beschreibungen von Veronica und Bax passen.
 

Wie es mir gefallen hat:


Der Einstieg ins Buch hat mich sofort überzeugt - Veronica und Baxter erzählen im Wechsel aus der Ich-Perspektive und geben eine spannende Kombi ab.
Veronica ist mal etwas anderes als die Graue-Maus-Protagonistinnen, die plötzlich das große Los ziehen. Sie ist tough, weiß, was sie will, und verdrängt sehr entschlossen, dass sie im tiefsten Innern einsam ist. Sie versteckt sich hinter immer wieder neuen Namen, lässt sich von reichen Männern abschleppen und lässt sich für ihre Aufträge gut bezahlen.
Baxter würde am liebsten die Welt retten und lässt sich von einer hübschen Fassade nicht so schnell beeindrucken.
Knistern, Schlagabtäusche und viele Situationen zum Schmunzeln sind bei diesen beiden gegensätzlichen Persönlichkeiten vorprogrammiert.
Auch mit Elise aus „Among the Stars" gibt es das eine oder andere Wiedersehen, was ich bei solchen Buchreihen immer schön finde. 

Wie der Auftrag, einen Investor für Baxter an Land zu ziehen, Veronicas Leben durcheinanderwirbelt, und Baxter an seine Grenzen gehen muss, um sein Ziel zu erreichen, ist sehr gut umgesetzt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich nicht zu schnell und ist wundervoll romantisch.

Gegen Ende hat die Geschichte für mich leider etwas an Zugkraft verloren.
Ähnlich wie bei Elises Geschichte liegt die größte Schwäche des Buches in dem Geheimnis um die Vergangenheit der Protagonistin. Es dauert lange, bis der Leser erfährt, woher sie kommt und was sie erleben musste - das Ganze wird durch ein leider extrem unglaubwürdiges Ereignis aufgerollt.
Zu einem Punkt, an dem der Ausgang bereits klar vorhersehbar ist, gibt es darüber hinaus noch einige unnötige Schleifen in der Handlung, die zudem auf ebenfalls sehr unwahrscheinlichen Zufällen aufbauen. In einer Stadt wie Washington D.C. kann man unmöglich immer zum richtigen Zeitpunkt den passenden Personen über den Weg laufen.
Die dramatischen Elemente sind - selbst für das Genre, bei dem das ja zu einem gewissen Grad einfach dazugehört - einfach etwas zu sehr aufgebauscht worden.
Trotz dieses Minuspunkts ist das Buch eine tolle Wohlfühllektüre mit vielen mitreißenden Szenen, die ich sehr gern gelesen habe.

(Für wen) Lohnt es sich?


Ich gebe eine klare Empfehlung für alle Fans von „Among the Stars", aber auch Neueinsteiger, die humorvolle und romantische Geschichten mit viel Drama mögen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig. Da Charaktere aus dem ersten Teil aber am Rande wieder in Erscheinung treten und man erfährt, wie es für sie weitergeht, sollte man, wenn man das „Komplettpaket" lesen möchte, die richtige Reihenfolge einhalten.

In einem Satz:


„Over the Moon" punktet mit einer spannenden Charakterkonstellation, Romantik, Humor und dem richtigen Maß an Tiefgründigkeit; bis auf einzelne zu sehr an den Haaren herbeigezogene Nebenstränge der Handlung ist Samantha Joyce wieder eine schöne Geschichte gelungen.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag! 

Samstag, 21. Juli 2018

Hyde - Antje Wagner

Rezension zu „Hyde“ von Antje Wagner

HC, 408 S.
Verlag: Beltz&Gelberg (10. Juli 2018)
ISBN: 978-3-407-75435-6
Preis: 17,95 €
Einteiler


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Heute stelle ausnahmsweise mal ich, Miriam, ein Buch vor und zwar „Hyde“ von Antje Wagner.

Wenn ich „Hyde“ mit einem Gemälde vergleichen sollte, dann würde ich entweder eins von Henri Rousseau, Odilon Redon oder Max Ernst wählen. Am besten eine Mischung aus allen dreien (die Farben von Rousseau, die Atmosphäre von Redon und die Dynamik von Ernst).
„Hyde“ ist kein gewöhnlicher Jugendroman,  hat weder eine gewöhnliche Protagonistin, noch einen gewöhnlichen  Erzählstil. Darauf sollte man vorbereitet sein. Nachdem ich bereits „Vakuum“ und „Unland“ von Antje Wagner gelesen und geliebt habe, hatte ich schon vor Lesebeginn das Gefühl, es hier mit einem besonderen Buch zu tun zu haben. Und ich wurde absolut nicht enttäuscht.

Tatsächlich ist es schwierig, etwas über den Inhalt zu verraten. Schon der Klappentext mutet ja recht kryptisch an und das ist auch gut so. Denn nur auf diese Weise kann Katrinas faszinierende Geschichte sich voll entfalten. 
Wenn schon nicht zum Inhalt, so möchte ich doch ein paar Hinweise zur Protagonistin geben. Katrina vor nicht allzu langer Zeit volljährig geworden, hat eine Ausbildung zur Tischlerin gemacht und ist nun auf der Walz. Zu Beginn von „Hyde“ wird man in das Geschehen hineingeworfen und erst allmählich stößt man auf Orientierungspunkte und lernt, sich zurechtzufinden in dem aufwühlenden Chaos, das Katrinas Leben war und jetzt noch ist. Katrina ist niemand, der viel von sich preisgibt, auch dem Leser gegenüber nicht. Mit dieser Unnahbarkeit habe ich mich stellenweise durchaus schwer getan, weil ich jemand bin, der schnell ungeduldig wird, aber letzten Endes war es sehr gut, dass Katrina mich so lange hat zappeln lassen. Sie erzählt ihre Geschichte wohldurchdacht. Es ist, als würde sie dem Leser ein Glas Wein reichen, ihn aber immer nur einen kleinen Schluck trinken lassen mit dem Hinweis „Genieß es und kipp nicht gleich alles hinunter, sonst bist du direkt betrunken und hast nichts mehr davon“.

Anfänglich habe ich etwas Zeit gebraucht, um mich an den Erzählstil zu gewöhnen, wobei ich ihn immer und immer mehr zu mögen begonnen habe. Einerseits erfahren wir, was gegenwärtig passiert, andererseits werden diese Passagen immer wieder mit vergangenem Geschehen unterfüttert. Neugier, Erkenntnis, Unbehagen und Entsetzen nehmen so gleichermaßen stetig zu. Als Leser dringen wir immer tiefer in das Dickicht ein, dass Katrinas Leben und auch das Rätsel um Hyde, ihre ehemalige Heimat, umgibt. Tatsächlich habe ich einiges vorausgeahnt, aber gerade das hat ja auch seinen Reiz. Man fängt an, mehr und mehr zu spekulieren und klar – manchmal ist man auf der richtigen Fährte und bei der ein oder anderen Auflösung nicht mehr so überrascht, bei anderen dann jedoch umso mehr. 

Für mich war „Hyde“ eins dieser Bücher, das man widerwillig aus der Hand legt, weil es spät geworden ist oder man noch etwas schaffen muss, obwohl man eigentlich viel lieber weiterlesen möchte. Da das Buch in viele einzelne Abschnitte gegliedert ist, gerade durch den Wechsel zwischen Jetztzeit und Vergangenheit, könnte man es jederzeit beiseitelegen, genauso gut aber immer und immer weiter in die Geschichte vordringen (á la „Komm, ein Abschnitt geht noch“).
      
Die Sprache ist wunderschön, hat poetische Momente, findet treffsichere Formulierungen und transportiert etwas von Katrinas Persönlichkeit, dass sie dem Leser nicht so unmittelbar zeigen kann und vielleicht auch nicht will. Durch die Sprache offenbart sie sich unbewusst. Trotz Bildhaftigkeit hängt man sich beim Lesen nicht am Sprachstil auf, sondern er lässt einen ganz im Gegenteil noch viel mehr sehen als die Handlung an sich.  
 

Alles in allem habe ich selten einen Roman mit einer solch authentischen, interessanten Protagonistin gelesen und ich wünschte, jede Geschichte wäre so feinfühlig erzählt wie ihre. Obwohl ich „Hyde“ sehr gern in mich hineingeschlungen habe, bin ich im Nachhinein von manchen Plotelementen noch immer nicht gänzlich überzeugt und habe auch noch immer am Ende zu knabbern. An manchen Stellen habe ich gedacht, ein paar weniger Wirrungen und Seitenwege hätten der Geschichte vielleicht gutgetan, weil ich hier und da das Gefühl hatte, dass die Konzentration etwas zerfasert, aber andererseits weiß ich auch nicht, was man hätte streichen sollen. Zumal das ganze Buch wahnsinnig gut durchkomponiert ist (widerspreche ich mir gerade selbst? ;) ).  
   
Wem möchte ich „Hyde“ ans Herz legen? Grundsätzlich jedem, der auf der Suche nach Ungewöhnlichem, durchaus Verstörendem und nicht leicht Verdaulichem ist. Wer absolut nichts mit Mystery anzufangen weiß oder nicht mit sperrigen Charakteren auskommt, sollte besser die Finger davon lassen.
Ich für meinen Teil habe mich gefreut, dieses Buch lesen zu dürfen.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich herzlich beim Verlag und bei der Autorin
 



Sonntag, 8. Juli 2018

Cecilia - Anna Nigra

  Rezension zu
„Cecilia - Wenn die Sterne Schleier tragen"
von Anna Nigra


Klappenbroschur, 399 Seiten
Verlag: A TREE & A VALLEY (5. Juli 2018)
ISBN: 9783947357062
Preis: 13,99 €
Band 1 von 3

Worum geht's?


Cecilia ist außer sich: Sie muss ihr geliebtes Heimatstädtchen in den Bergen verlassen und an den Königshof von Europa gehen - um den Kronprinzen Noran zu heiraten, mit dem sie vor allem ungute Erinnerungen an Juckpulver in ihrem Pyjama verbindet! Doch schon bald nach ihrer Ankunft stellt sie voller Erleichterung fest, dass aus dem nervigen kleinen Jungen ein attraktiver und einfühlsamer junger Mann geworden ist. Doch nicht nur aus ihm: Da gibt es auch noch seinen jüngeren Bruder Elias, auf den ihre Schwester Marissa sofort ein Auge wirft. Allerdings scheint er sich nur für eine zu interessieren: Cecilia.
Lia wird vor zwei schwere Herausforderungen gestellt: ihr Gefühlschaos nicht die Oberhand gewinnen zu lassen und herauszufinden, was es wirklich damit auf sich hat, dass sie um jeden Preis Königin werden soll ...

Was mich neugierig gemacht hat:


Bei dem Buch war es eine Entscheidung innerhalb weniger Sekunden: Muss ich lesen! Die schöne Gestaltung mit dem Spielkartenmotiv und dem hübschen Heißluftballon auf der Rückseite, das royale Setting, die angekündigte Intrige und Cecilias Dilemma haben mich sehr gereizt, und ich habe mich riesig gefreut, als das Buch im Briefkasten war.
 

Wie es mir gefallen hat:


Ich werde dieses Buch immer mit wunderbaren Sommerstunden im Garten meiner Eltern verbinden, wo ich dann auch das große Finale dieses Reihenauftakts gelesen habe. Als Lektüre zum Abschalten und Träumen eignet sich „Cecilia" wirklich perfekt!
Im Voraus war ich mir nicht ganz sicher, was mich erwarten würde: eine Dystopie voller politischer Verstrickungen? Oder würde eher eine humorvolle, aber auch dramatische Selbstfindungs- und Liebesgeschichte im Vordergrund stehen?
Für den ersten Band gilt insgesamt Letzteres. Cecilia findet (noch) nicht viele Antworten und es gibt vorerst nur wenige Hinweise auf die Vergangenheit und die Hintergründe der Welt, in der sich die Handlung abspielt. Diese sind aber sehr interessant und fügen sich gut in das Geschehen ein.

„Manchmal ist es leichter, ein Land zu regieren, als das eigene Herz zu verstehen" ist die Feststellung, die den Klappentext einleitet. Genau das ist programmatisch für das Buch zu verstehen: Cecilia hat sehr mit ihren widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen, wodurch die großen Zusammenhänge für sie zunächst nicht an ihre persönliche Zwickmühle heranreichen.
Ab und zu hätte ich mir gewünscht, dass sie etwas reflektierter und einsichtiger gewesen wäre - mit ihrem Verhalten war sie ihrer Schwester und sowohl Noran als auch Elias gegenüber nicht wirklich fair. Natürlich ist sie jung und mit einer beängstigenden Situation konfrontiert, doch an manchen Punkten erschien sie mir ein wenig zu naiv.

Im Rückblick treten besonders die Szenen zwischen Cecilia und Elias hervor, die von viel Atmosphäre und Energie geprägt sind. Da ich bisher Team Noran bin, hätte ich mir dasselbe noch etwas mehr auch für ihn gewünscht. Er erscheint insgesamt noch etwas verschlossen.
Auch bei Marissa hoffe ich, dass sie und die Beziehung zu ihrer Schwester in den Folgebänden noch etwas mehr Raum bekommen, weil die Konflikte zwischen den beiden sich bestimmt irgendwann entladen werden.
Von den Nebencharakteren sind außerdem noch unbedingt die fiese Philippa (über die ich an dieser Stelle noch nichts verraten möchte) und deren Vater zu erwähnen, ein Minister, der mich ziemlich zum Schmunzeln gebracht hat.
Interessant ist außerdem Lias Onkel Dan, mit dem es mit Sicherheit ein Wiedersehen in Band 2 geben wird.

Kurzum: Ich vergebe sehr gute 4,5 Sterne und bin gespannt auf den zweiten Band!

(Für wen) Lohnt es sich?


Das Buch bietet vor allem jungen Erwachsenen (und natürlich allen Junggebliebenen) tolle Unterhaltung mit vielen Schmetterlingen im Bauch, Herzschmerz und einer geheimnisvollen Verschwörung im Hintergrund. Die Handlung des ersten Bandes verläuft eher ruhig und konzentriert sich auf Cecilias Gefühlswelt. Wer sich einen Fokus auf die dystopischen Elemente wünscht, könnte hier ein wenig enttäuscht sein. Darüber hinaus sollte man einer komplizierten Dreiecksgeschichte gegenüber natürlich nicht abgeneigt sein.

In einem Satz:


„Cecilia - Wenn die Sterne Schleier tragen" ist eine lockerleichte, royal-romantische Geschichte mit viel Gefühlschaos, die mit einem fulminanten Cliffhanger eine spannungsgeladene Fortsetzung verspricht.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag!