Freitag, 28. September 2018

Save Us - Mona Kasten

Broschiert und eBook, 374 Seiten
LYX (31. August 2018)
ISBN: 9783736306714
Preis: 12,90 € / 9,99 € eBook
Maxton Hall Trilogie, Band 3

Worum geht's?


!!!Spoiler enthalten!!!

Wie aus dem Nichts ist Rubys Welt in sich zusammengebrochen, als sie von Maxton Hall suspendiert wurde. Was soll nun aus ihrem Traum von Oxford werden? Wie kann sie an die Schule zurückkehren, ohne zu verraten, dass in Wahrheit Lydia mit Graham alias Mr. Sutton zusammen war?
Lydia selbst muss mit der Reaktion ihres Vaters auf ihre Schwangerschaft zurechtkommen, während James weiter verzweifelt gegen seine Unabhängigkeit des Familienunternehmens Beaufort kämpft.

Was mich neugierig gemacht hat:


Das Ende des zweiten Bandes hatte mich ein wenig unschlüssig zurückgelassen - weil ich die Befürchtung hatte, dass im letzten Teil noch einmal einiges zu sehr aufgebauscht werden würde -, andererseits aber auch neugierig genug, um das Finale lesen zu wollen.
Auch wenn mich die neu hinzugefügten Perspektiven und nicht alles von dem Hin und Her zwischen den Protagonisten ganz überzeugen konnte, wollte ich die Reihe gern abschließen.

Wie es mir gefallen hat:


Was dieses Buch für mich ausmacht und ein bisschen über meine Kritikpunkte hinwegrettet, sind die liebenswerten Charaktere, die mich schon von Beginn an in ihre Lebenswelt entführt haben. Die Chemie zwischen ihnen stimmt einfach, und man muss unbedingt wissen, wie alles für sie ausgeht. Zum Glück bleibt die große erneute Krise, die man zwischen Ruby und James hätte erahnen können, aus, sodass die beiden in allem Chaos fest zusammenhalten können.

Auch im dritten Band treten sporadisch noch zwei neue Erzählstimmen auf, die von Graham und von Alistair - in Bezug auf den Plot eher ein Bonus als eine notwendige Entscheidung. Als E-Short o. Ä. hätte ich es nett gefunden, so hat es mir eher zusätzlich den Eindruck vermittelt, dass die Luft einfach raus war und die Ruby- und James-Perspektiven die Handlung nicht mehr allein zu tragen vermochten. Ebenso ging es mit den Passagen aus Lydias und Embers Sicht weiter: nice-to-have, aber ohne Stoff, der für eigene starke Nebenstränge gereicht hätte.

Trotz der Längen im zweiten Band habe ich mich beim Lesen nie gelangweilt. Ich muss gestehen, dass dies jetzt im Finale leider doch noch vorgekommen ist. Die Spannung war raus und viele Kapitel dienten leider eher als Füllmaterial.
Außerdem muss ich sagen, dass, obwohl ich keiner der Figuren etwas Schlechtes wünschen würde, am Ende alles etwas zu schön ist. So gut wie jeder hat seine große Liebe gefunden, und ein bisschen kam es mir so vor, als hätte alles so zusammengepuzzelt werden müssen, damit auch niemand leer ausgeht.
Was ich mir nach der kleinen Annäherung zwischen James und seinem Vater gewünscht hätte, wäre, dass Letzterer nicht so sehr in die platte Bösewicht-Ecke gedrängt wird.

Eines der Hauptprobleme ist, dass der zentrale Konflikt um James' Position bei Beaufort nur durch eine einzige Lösung zuende geführt werden kann. Daher war mir, auch durch die entsprechenden Hinweise, sehr früh klar, was geschehen wird. Bis die Charaktere dann so weit waren, es herauszufinden, hat es zu lange gedauert, und es ging dann viel zu leicht.
SPOILER
Ich glaube nicht, dass James' und Lydias Mutter nicht sichergegangen wäre, dass ihr letzter Wille auch definitiv frühzeitig gefunden wird. Sie hätte Percy definitiv einen Hinweis geben müssen. Dass Mortimer Beaufort ihre Sachen nicht durchsucht und die gebastelte Schachtel entfernt und/oder aufgebrochen hat, ist für mich auch nicht glaubwürdig. Wenn jemand ein Testament fälscht und für ihn so viel davon abhängt, wird er nicht darauf warten, dass das Originaldokument in seinem Zimmer entdeckt wird.
SPOILER ENDE

(Für wen) Lohnt es sich?


„Save Me"- und „Save You"-Fans werden natürlich auf jeden Fall zum Abschlussband der Reihe greifen. Die Vorkenntnisse über die Figuren und die bisherige Handlung sind zum Verständnis notwendig.
In meinen Augen immer noch eher eine Jugendbuchtrilogie ab 15, die vom Verlag und in den Buchhandlungen dennoch eher der Erwachsenensparte zugeordnet wird.

In einem Satz:


„Save Us" erreicht nicht das Niveau des gelungenen Reihenauftakts und walzt wie schon Band 2 einige Handlungsstränge zu sehr aus; die aufgesparten Enthüllungen sind abzusehen und teils leider nicht glaubhaft - alles läuft ein wenig zu glatt.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag und an Netgalley!

Sonntag, 23. September 2018

Die Magie der Farben - Stefanie Hohn

Rezension zu „Die Magie der Farben“ von Stefanie Hohn

Taschenbuch/eBook, 302 S.
Verlag: Tinte & Feder
ISBN: 978-2-919-80281-4
Preis: 7,99 € (2,49 € eBook)
Standalone










Heute gibt es nochmal eine Rezension von mir, Miriam, und zwar zu „Die Magie der Farben“ von Stefanie Hohn (danke für das Rezensionexemplar! Ich habe mich sehr gefreut!).

„Die Magie der Farben“  ist ein ruhiger, sprachlich wunderschöner Roman mit melancholischer Note über die Leidenschaft für Malerei und das gleichzeitige Verzweifeln an ihr, schicksalhafte Fügungen, menschliches Scheitern und Erfahrungen des Verlustes und des Wiederfindens.
       

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Beziehung zwischen Paul Tissu, dem Inhaber eines Stoffladens in Aachen, und Aurelie de Florenville, einer französischstämmigen Schönheit. Erzählt wird das Geschehen auf zwei Zeitebenen: Zum einen im Jahr 2017, in dem Paul 50 Jahre alt ist, und zum anderen im Rückblick auf seine Schulzeit und das frühe Erwachsenenalter.        
So lernt der Leser Paul als einen zurückhaltenden, seinen Eltern gefügigen und hoffnungslos in Aurelie verliebten Jungen wie auch als unsicheren, engstirnigen und eigenbrötlerischen, aber auch liebenswerten (mittel)alten Mann kennen. Was den jungen und den gealterten Paul verbindet, ist der nicht zu unterdrückende Drang zu malen, dem er stets im Geheimen nachgibt.    
       

Ich glaube, ich habe selten Buchcharaktere gleichzeitig so gemocht und gleichzeitig verflucht, verstanden und mich trotzdem über ihre Entscheidungen aufgeregt. Da ich selbst gern male und zum Perfektionismus neige, konnte ich mich gut in Paul einfühlen. Gefreut hat mich, dass hier nicht wie üblich ein egozentrisches Künstlergenie im Fokus stand, sondern ein von Selbstzweifeln geplagter heimlicher Maler. Aurelie mit ihrer koketten, sprunghaften Art und ihrem oft leichtfertigen Handeln war mir zwar als Person nicht sonderlich sympathisch, aber zu behaupten, ich hätte sie nicht gemocht, wäre auch gelogen. Sie ist auf jeden Fall ein wunderbares Pendant zu Paul. Was ich allerdings sehr schade finde, ist, dass sich Aurelie sehr ins Schema F der die Sinne vernebelnden, unerreichbaren Schönheit fügt. Für mich wäre es weitaus interessanter gewesen, wenn sie durch eine nur auf sie als Menschen bezogene eigene Schönheit eine solche Anziehungskraft auf Paul ausgeübt hätte. Dabei hätte sie nicht einmal zwangsläufig objektiv „hässlich“ sein müssen, aber eben mehr als eine klassische Schneewittchenschönheit. Nicht nur auf „Die Magie der Farben“ bezogen würde ich mich generell wirklich über weibliche Charaktere freuen, die nicht nur begehrenswert sind, weil sie objektiv betrachtet überirdisch schön sind (also ein hübsches Gesicht und die richtigen Körpermaße haben).

Im Allgemeinen mag ich sehr, mit wie wenigen Charakteren die Geschichte auskommt. Die Konstellationen haben mir allesamt gut gefallen, aber ohne zu spoilern lässt sich das nicht gut ausführen.

Den Schreibstil habe ich schon von Beginn an als sehr angenehm und individuell empfunden. Besonders hervorzuheben sind sein Bilderreichtum und die gleichzeitige Leichtigkeit. Für mich waren die Sätze nie überladen oder kitschig durch die zahlreichen Metaphern, sondern haben meine Vorstellung beflügelt.

Zentrale Enthüllungen habe ich zwar recht weit vorhergesehen, aber die Handlung hat mich trotzdem nicht gelangweilt. Das Ende hat mich dann doch wieder überraschen können, auch wenn es etwas plötzlich kam. Das Buch ist vielleicht kein Pageturner, leidet aber auch nicht unter Längen.

Was die Gestaltung des Buches, insbesondere innen, betrifft: Zur besseren Orientierung wären Jahresangaben über allen Kapiteln hilfreich gewesen. Hier hätten sich die Leute vom Satz etwas mehr Mühe geben können. Darüber hinaus wäre es mir lieber gewesen, wenn die Kapitel keine oder weniger eindeutige Überschriften gehabt hätten, da sie meist den Inhalt ein wenig vorweggenommen und die Spannung dadurch meiner Meinung nach eher gedämpft als gefördert haben. Der Titel mutet etwas langweilig an, was der Geschichte nicht gerecht wird, und ich würde die „Magie“ eher als „Leuchtkraft“ verstehen.       

Was ich noch als positiven Schlussaspekt anmerken möchte: Es ist nicht leicht, über eine Kunstform zu schreiben – sei es die Musik, das Schauspiel oder wie in diesem Fall die Malerei – , denn der Autor muss eine überzeugende sprachliche Übertragung von visuellen und/oder auditiven Eindrücken meistern. Stefanie Hohn gelingt dies meiner Meinung nach absolut großartig. Immer wenn ein Gemälde oder ein Malprozess geschildert wurde, entstand hinter meiner Stirn ein ziemlich konkretes Bild von dem Geschaffenen und ich hatte nicht das Gefühl, nur Worte vor mir zu haben.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass ich „Die Magie der Farben“ gern gelesen habe, obwohl mich nicht viel erstaunt hat. Wer gern Geschichten über kopflose Liebe, der viel entgegensteht, liest, wird hier gut bedient sein. Ebenso natürlich jeder, der sich für (Porträt)Malerei interessiert und den Mythos vom narzisstischen, verrückten Künstler leid ist. 

Montag, 10. September 2018

Goldener Käfig - Victoria Aveyard

 
Hardcover, 640 Seiten 
Carlsen (30. Juni 2017)
ISBN: 9783551583284
Preis: 23,99 €
Originaltitel: King's Cage
Band 3, Serie: Die Farben des Blutes

Worum geht's?


Ich hasse es, dass Maven so etwas sagen kann. Ich hasse es, dass er fühlt, was ich fühle, fürchtet, was ich fürchte. Ich hasse es, hasse es. Wenn ich ändern könnte, wer ich bin und was ich denke, würde ich es tun. Aber ich kann es nicht. Wenn Iris' Götter real sind, dann wissen sie sicher, dass ich es versucht habe.
(S. 353)

Mare hat sich in die Fänge des Feindes begeben. In Mavens Palast wird sie nun zur persönlichen Marionette des jungen Königs, nicht nur ihrer Freiheit, sondern auch ihrer Fähigkeit beraubt.
Die Scharlachrote Garde bedrängt Mavens Armee weiterhin und ein harter Kampf um die Militärsstadt Corvium entbrennt.
Zunehmend verzweifelt auf Rettung hoffend muss Mare zusehen, wie die verfeindeten Seiten immer erbitterter gegeneinander vorgehen und neue Verbündete gewinnen. Mächtige Verbündete, die die Karten neu mischen werden ...

Was mich neugierig gemacht hat:


Ich gebe es zu, ich wollte diesen Band schon viel früher gelesen haben. Obwohl ich dicke Wälzer durchaus mag, hat dieser mit seiner beachtlichen Seitenzahl mich allerdings dann doch etwas abgeschreckt, zumal ich schon den Vorgänger gern gelesen habe, mich aber auch an zähe Passagen erinnern konnte. Auch hatte ich etwas Sorge, ob ich wieder richtig in die inzwischen sehr komplexe Handlung hineinfinden würde.
Das Erscheinen von Band 4 jetzt im Herbst war dann mein Anstoß, endlich wieder in die Welt der Silbernen, Roten und der Neublüter zurückzukehren.

Wie es mir gefallen hat:


Wenn ich es mir einfach machen wollte, könnte ich als Fazit zu diesem Band guten Gewissens festhalten, dass ich „Goldener Käfig" in eigentlich allen Punkten so empfunden habe wie „Gläsernes Schwert".
Auch hier sind die Hauptschlagworte, die mir in den Sinn kommen „düster", „kriegerisch" und „strategisch". Es geht vordergründig vor allem um Allianzen, um Spionage, Kampftraining, Belagerung, Krieg. Daneben gibt es aber auch wieder mehr Szenen am Hofe als in Band 2.

Erneut habe ich, wie schon erwartet, meine Zeit gebraucht, um nach dem direkten Anschluss an die Endszene von „Gläsernes Schwert" alle offenen Fäden wieder rekonstruieren zu können. Auch wenn einzelne Ereignisse dem Leser noch einmal in Erinnerung gerufen werden, war mir vieles, was nicht wieder aufgegriffen wird, nicht mehr präsent, dazu zählen auch einige Nebencharaktere, die ich nicht mehr zuordnen konnte.
An der einen oder anderen Stelle sorgen zudem sehr detaillierte Worldbuilding und ausschweifende Beschreibungen, ebenfalls wie schon in Band 2, für einige etwas trockenere Passagen.

Überraschend kommen in diesem Band zwei neue Erzählperspektiven hinzu: die von Cameron und vereinzelt auch Evangelina. Da die Autorin diese brauchte, um Geschehnisse zu erzählen, die sich außerhalb von Mares Reichweite abspielen, ist das zum Teil gerechtfertigt. Ganz überzeugt hat mich der Wechsel nach zwei Bänden ohne weitere Blickwinkel allerdings nicht. Ich mag es lieber, wenn Perspektiven (durchaus auch gern mehrere) konsequent eingesetzt werden.
Mare ist für mich weiterhin eine Medaille mit zwei Seiten und definitiv nicht meine Lieblingsprotagonistin. Jedoch hat mir ihre Entwicklung in diesem Band wieder besser gefallen. Ihr anstrengendes Gedankenkarrusell in „Gläsernes Schwert" dreht sich nicht weiter.

War es bei „Gläsernes Schwert" vor allem die Suche nach den Neublütern, die für mich am spannendsten war, habe ich mich hier gefreut, endlich wieder mehr von Maven lesen zu können. Er ist und bleibt der interessanteste Charakter der Reihe, und ich hoffe inständig, dass Victoria Aveyard ihn am Leben lässt! Mares und auch Cals sehr kompliziertes Verhältnis zu Maven ist sehr gut umgesetzt.

(Für wen) Lohnt es sich?


Wem die Entwicklungen im letzten Band gefallen haben, wird auch hier nicht enttäuscht werden.
Da es stellenweise durchaus brutal zugeht, würde ich die Reihe insgesamt frühestens ab 14 empfehlen.
Die bisherigen Teile der Reihe sollte man unbedingt kennen, um die Handlung zu verstehen, optimalerweise sollte man zwischen dem Lesen der einzelnen Bände nicht zu viel Zeit verstreichen lassen.
 

In einem Satz:


„Goldener Käfig" wird der Reihe definitiv gerecht und belohnt jeden Leser, der dranbleibt, mit vielen Wendungen, alten und neuen Handlungssträngen und faszinierenden Figurenkonstellationen.