Donnerstag, 29. Februar 2024

Arctic Mirage – Terhi Kokkonen


Hanser Berlin (29. Januar 2024)
Hardcover mit Schutzumschlg, ‎ 192 Seiten
ISBN: ‎ 978-3446279599
Preis: 23,00 € / E-Book 16,99 € 
Originaltitel: ‎ Rajamaa 

Worum geht's?

Der Urlaub in Lappland soll die lang ersehnte Erholung für Karo und Risto bringen. Doch dann kommt es zu einem Autounfall und die beiden sitzen fest, in einem Hotel namens Arctic Mirage. Leicht verletzt und noch halb unter Schock bewegen sie sich sehr unterschiedlich durch die luxuriöse Anlage inmitten der Schneelandschaft. Während Karo das Gefühl hat, in einer Falle zu sitzen, scheint Risto die Situation geradezu zu genießen: Er flirtet mit den Hotelangestellten, plant Freizeitaktivitäten und lässt sich von Karos seltsamer Stimmung nicht beirren. Bis die beiden sich plötzlich als Feinde gegenüberstehen. 

Terhi Kokkonen beschreibt den gefährlichen Drahtseilakt eines Paares, das ein dunkles Geheimnis hütet. Und die Anziehungskraft einer Landschaft, deren gedämpftes Weiß Gefahr verheißt.
 
(Text des Verlags)

Wie es mir gefallen hat:

Man hätte keinen passenderen Titel für dieses Buch wählen können. Es ist sowohl in seinem Setting als auch in seinem Ton arktisch kalt und durch und durch "mirage"; das gleichnamige Hotel macht seinem Namen alle Ehre: Alles hier scheint Illusion, Fata Morgana, Trugbild zu sein.
Daneben sind es vor allem Adjektive, die den Gesamteindruck treffend beschreiben: trostlos, lieblos, roh.
Das Arctic Mirage wird geradezu zum Sinnbild scheiternder Beziehungen und mangelnder Mitmenschlichkeit. Alles dreht sich um Abhängigkeiten, Machtspiele, Gewalt in verschiedenen Formen, soziale Ungerechtigkeit und um verzerrte Wahrnehmung. Doch man macht die Themen eher verschwommen unter der gefrorenen Oberfläche der Erzählung aus, als dass die Autorin einem gute Gedanken dazu mit auf den Weg geben würde. Der Schreibstil an sich ist unaufgeregt und, zumindest für mich, nicht sehr zugänglich.

Einigen Nebencharakteren wie insbesondere dem Arzt vor Ort und der jungen Dame vom Empfang (die letztlich für den vielleicht einzigen Hoffnungsschimmer im Buch sorgt) wird für den geringen Umfang des Buches überraschend viel Raum gegeben. Nicht immer erschließt sich dabei, warum erzählt wird, was erzählt wird. Und nicht alles ist wirklich interessant.
Die ebenfalls überraschend ausführlichen Rückblenden in Karos Vergangenheit haben mich dagegen mehr beschäftigt und einige wesentliche Dinge über die Protagonistin offenbart.

Die Auflösung wie im Werbetext des Verlags als „dunkles Geheimnis" zu betiteln, finde ich etwas unpassend. Am Ende gibt es eine kleine Enthüllung, die man vorhersehen könnte und die selbst, falls man das nicht tut, nicht wirklich einen großen Aha-Moment beschert.
Geschickt konzipiert ist allerdings, wie man das Grundthema zwischen Karo und Risto im Laufe des Leseprozesses immer stärker erahnt und schließlich Gewissheit darüber bekommt.
Zudem zweifelt man bis zum Schluss, ob sich das der Geschichte vorangestellte Ende bewahrheiten wird. Die letzte Szene im Buch ist sehr dynamisch und besonders „komponiert", lässt einen aber dennoch oder gerade deswegen mit dem beklommenen Gefühl zurück, das einen über das ganze Buch hinweg bereits begleitet hat.

In einem Satz:

Ich vergebe gute drei Sterne für „Arctic Mirage", weil es durchaus faszinierend ist und viel Spielraum für Interpretationen der Details bietet, es gleichzeitig aber kaum schafft, Emotionen auszulösen und mehr aufzubauen als eine stetige Untergrundspannung, die sich im zu Beginn platzierten Ende entlädt.

Sonntag, 25. Februar 2024

Meine Geschichte mit Gott, Gottes Geschichte mit mir – Martin Gundlach

 Entdecken, aufschreiben, bewahren

 

SCM (18. Dezember 2023) 
Hardcover, ‎ 176 Seiten   
ISBN: ‎ 9783789399114
Preis: 18,00 €
  
 

Worum geht's?

Wo stehe ich in meinem Leben, in meinem Glauben und wie bin ich dort hingekommen? Was hat mich geprägt und welche Spuren Gottes entdecke ich? Wie sieht meine persönliche Geschichte mit ihm aus und seine mit mir?

Das Buch ist eine Einladung, die eigene Geschichte zu entdecken und sie wertzuschätzen, aber auch herauszufinden, wo noch neue Kapitel warten. Fragen, Impulse und Platz zum Aufschreiben laden dazu ein, das eigene Leben zu erforschen, Bedeutsames (neu) zu entdecken und festzuhalten – für sich selbst und vielleicht auch für andere.

(Text des Verlags)

Wie es mir gefallen hat:

Dem Äußeren nach habe ich dieses Buch für ein zeitloses, hochwertiges Journal für eine persönliche Bestandsaufnahme gehalten. Ist es im Grunde auch, obwohl ich den Eindruck habe, dass es vorwiegend ältere Menschen ansprechen möchte, die Rückschau halten und Lebenserfahrungen durchs Niederschreiben ggf. auch mit Angehörigen teilen wollen. Von den Kindern und Enkeln ist da im Vorwort die Rede. Allerdings heißt es dort auch: „Verändere die Fragen, bis sie zu dir passen." Somit sind also wohl auch alle anderen eingeladen.

Eine goldene Farbe im Innenteil sorgt für eine schöne und edel wirkende Gestaltung.
Die persönlichen Fragen drehen sich um Menschen, die einen begleitet haben / begleiten; prägende Texte (Bücher, Verse, ...); besondere Momente; Highlights und Krisenzeiten; Gemeindeleben; geplante und unvorhersehbare Veränderungen; Hoffnung (wer lebt sie einem vor, worin gründet sie sich, ...?); Gottesbegegnungen; Dinge, die man gerne schon früher gewusst hätte, und das eigene Vermächtnis.

Vor jeder Themenstation gibt es eine kleine Hinführung; ansonsten besteht der Inhalt durchgehend aus zu füllenden Seiten mit den Fragen am oberen Rand. Dabei finden neben den gesonderten Stationen zu gemeindlichen Erfahrungen und Erlebnissen mit Gott immer wieder auch Glaubensfragen Raum, z. B. rund um den eigenen Bezug zur Bibel.

Mein Eindruck aus dem Vorwort verstärkte sich leider hier und da. Bei der Frage z. B., was man seinen Kindern gern geschenkt und mitgegeben / nicht mitgegeben hätte, werden zwar in Klammern und kleiner Schrift immerhin auch Kinderlose bedacht, bei derselben Frage zum Ehepartner fehlt aber bspw. die Sensibilität, auch Unverheiratete einzubeziehen.

Ganz zum Schluss folgt mit „Der rote Faden" noch ein Fazit-Kapitel mit einigen abschließenden Fragen zum Schreib-/Eintragprozess.

Ich denke, dass das Buch ein tolles Produkt für Christen ist, denen autobiografisches Schreiben hilft, sich zu verorten und/oder mitzuteilen, was sie an Lebensweisheit gewonnen haben. Gleichzeitig ist der Platz für die zum Teil so großen Fragen knapp bemessen, und bei zu vielen Einlegeblättern lässt sich das Buch wahrscheinlich nicht mehr schließen. Vielleicht wäre eine Kartenbox mit passendem Notizbuch zielführender gewesen.

In einem Satz:

Das Buch inspiriert zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebens- und Glaubensweg und macht viele interessante Fragen zum Thema, die eine Orientierungshilfe zum Revue-passieren-Lassen und Nach-vorn-Blicken anbieten.