Doppelrezension / Vergleich
"Sehnsuchtsschimmern" von Johanna Samt
vs.
"Er ist der Freund meiner Freundin" von Katarina von Bredow
Inhalt
"Sehnsuchtsschimmern"
Ava glaubt an die große Liebe. Egal, was alle anderen davon denken: Sie wartet auf den Richtigen.
Dann begegnet sie ihm - während der Semesterferien an einem See, in dessen Mitte sich die Schwaneninsel befindet. Das muss doch ein Zeichen sein - schließlich binden sich auch Schwäne während ihres ganzen Lebens nur ein einziges Mal!
Der Richtige ist David, der Bruder ihrer Freundin Saskia. Und auch er scheint ein Auge auf Ava geworfen zu haben. Das Problem: Er ist bereits vergeben, an die wunderschöne Sophia.
Nicht im Traum würde Ava daran denken, eine glückliche Beziehung zu zerstören. Und doch lässt sich nicht leugnen, dass David für sie bestimmt sein muss...
"Er ist der Freund meiner Freundin"
In Emmas Leben entwickelt sich zur Zeit alles prächtig. Endlich hat sie eine eigene Wohnung und ihre Arbeit macht ihr Spaß. In ihrer Clique fühlt sie sich wohl und verbringt viel Zeit mir ihrem besten Freund Markus. Zu ihrem Freundeskreis gehören auch Ellinor, ihre beste Freundin, und Adrian, deren Freund, das glücklichste Paar, das sie kennt.
Aber dann passiert etwas, das Emmas Leben völlig auf den Kopf stellt: Sie verliebt sich in Adrian. Und er sich in sie.
Vergleich
Thematik
Die offensichtlichste Gemeinsamkeit der beiden Bücher ist auf den ersten Blick zu erkennen: Protagonistin verliebt sich in jemanden, der bereits in festen Händen ist. Soweit so gut. Das bietet natürlich eine Menge Konfliktpotenzial - besonders in Emmas Fall, da hier auch noch ihre beste Freundin hintergangen wird.
Während bei "Er ist der Freund meiner Freundin" jedoch auch andere Fragen mitspielen - so z.B. die Frage, ob eine platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau funktionieren kann und darüber hinaus auch das Thema Drogen - liegt der Schwerpunkt von "Sehnsuchtsschimmern" hauptsächlich auf dem Gedanken, ob es die einzig wahre Liebe gibt und was man dafür opfern darf.
Umsetzung
Dass "Er ist der Freund meiner Freundin", das übrigens in Schweden spielt, mehrere Handlungsstänge besitzt, lässt sich auch im Umfang des Buches erkennen. Im Vergleich dazu ist "Sehnsuchtsschimmern", dessen Handlung in Hamburg angesiedelt ist, mit seinen knapp 200 Seiten doch um einiges dünner.
Insgesamt betrachtet sind die Geschichten sich nicht so ähnlich, wie man vielleicht erwarten würde.
In "Er ist der Freund meiner Freundin" geht es, wie schon der Titel vermuten lässt, sehr intensiv um Gewissensbisse und die Zwickmühle, in die Emma sich begibt.
"Sehnsuchtsschimmern" dagegen hangelt sich an einem roten Faden entlang und erzählt davon, wie Ava versucht, ihre Einstellung beizubehalten und die eigenen Gefühle zu unterdrücken.
Charaktere
Die beiden Protagonistinnen der Bücher haben auf den ersten Blick sehr viele Gemeinsamkeiten.
Beide sind 20 Jahre alt und verdienen Geld als Kellnerinnen, Emma beruflich im Café Miranda, Ava neben dem Studium in einer Kneipe namens Rixx.
Auch ihre Familiengeschichten ähneln einander dahingehend, dass sie nie die Erfahrung einer heilen Familie gemacht haben. Emmas Eltern haben sich scheiden lassen und sie wuchs bei ihrem Vater auf, Ava lebte bei ihrer Mutter, nachdem ihr Vater gegangen war, und hat darüber hinaus eine enge Beziehung zu ihrer Tante Katja.
Und dann verlieben beide sich in jemanden, der für sie unerreichbar sein sollte.
Trotz dieser äußerlichen Ähnlichkeiten muss ich sagen, dass ich Emma und Ava als sehr unterschiedliche Menschen empfunden habe.
Emma ist ein wenig draufgängerisch. Sie probiert alles aus, lässt sich schnell zu Dingen überreden. Sie ist sehr stolz auf ihre Selbstständigkeit und ihre Freunde bedeuten ihr viel.
Ava dagegen ist eher der zögerliche, ernste Typ. An ihren Überzeugungen lässt sie niemanden rütteln und ihre Vorstellung von Liebe hat hohe Ansprüche und Erwartungen. Über ihren Freundeskreis - falls sie einen hat - erfährt man leider überhaupt nichts. Die einzige Freundin, die auftaucht, ist Saskia, und diese lernt sie erst zu Beginn des Buches kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine sehr ungleiche und meines Empfindens nach eher oberflächliche Freundschaft.
Wo wir schon beim Thema Freundschaft sind, ist es natürlich unerlässlich, auf Emma und Ellinor zu sprechen zu kommen. Hierzu muss ich leider sagen, dass ich die Beziehung zwischen den beiden sehr merkwürdig gefunden habe. Es gab kaum Szenen, in denen man überhaupt etwas darüber erfahren konnte. Dafür, dass sie angeblich schon lange beste Freundinnen waren, erschien mir ihr Umgang miteinander irgendwie wenig vertraut. Für mich kam auch nicht wirklich heraus, dass Elli Emma besonders viel bedeutet. Ihre Freundschaft zu Markus hingegen stand deutlich mehr im Vordergrund. Im Hinblick auf den Titel und das Thema des Buches finde ich, dass Emmas und Ellinors (angebliche) Freundschaft viel zu wenig behandelt wird und unglaubwürdig wirkt. Auch wie sich das nach den Geschehnissen des Buches für die beiden entwickeln würde, ist mir schleierhaft.
Zuletzt zu den beiden Herzensbrechern.
Da haben wir Adrian ("Er ist der Freund meiner Freundin"), der darunter leidet, dass seine Freundin Ellinor immer wieder Beweise für seine Liebe verlangt, und der Emma trotz schlechten Gewissens nicht widerstehen kann. In meinen Augen ist er es, der im Buch vielleicht die größte Entwicklung durchmacht, denn am Ende ist er bereit, Entscheidungen konsequent einzuhalten.
In "Sehnsuchtsschimmern" hat Ava es auf David abgesehen. Dafür, dass er ihre große Liebe sein soll, auf die sie so lange gewartet hat, bleibt er eher blass. Er wird fast ausschließlich mit den Attributen "blond" und "braungebrannt" gekennzeichnet, nicht zu vergessen, dass er scheinbar fürchterlich gut riecht. Er wirkte auf mich ein wenig wie der typische Traumtyp aus Kitschromanen und war mir von seiner Art her unsympathisch.
Fazit
Schlussendlich muss ich sagen, dass mich beide Bücher nicht wirklich überzeugen konnten.
In "Er ist der Freund meiner Freundin" blieb die Freundschaft von Emma und Ellinor zu wenig beachtet. Ein Grund für meine eher mäßige Begeisterung ist wohl auch, dass ich mich mit Emmas Lebenseinstellung absolut nicht identifizieren konnte. Das Ende der Geschichte hat mich sehr unzufrieden zurückgelassen.
"Sehnsuchtsschimmern" bot die sympathischere Protagonistin, die jedoch sehr schnell von ihren bis dahin so unerschütterlichen Prinzipien abkam und über die man als Leser recht wenig Hintergrundwissen bekommen hat.
Bei beiden Büchern halte ich eine Altersempfehlung ab 15 für angemessen.
Im Gesamteindruck hat mir "Sehnsuchtsschimmern" ein wenig besser gefallen. Es ist eine nette Lektüre für zwischendurch, wenn man die Erwartungen nicht zu hoch steckt.