Dienstag, 31. Oktober 2023

Hinter den Sternen ganz nah – Petra Bartoli y Eckert


Südpol Verlag  (1. September 2023)  
Hardcover, 208 Seiten
ISBN: ‎ 9783965942301
Preis: 16,00 € / E-Book 13,99 € 

Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Worum geht's?

Warmherziger Jugendroman über den Mut, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen 

Für die 15-jährige Feli bricht eine Welt zusammen, als ihre Schwester bei einem Autounfall ums Leben kommt. Sina – ihre geliebte große Schwester, Ratgeberin und beste Freundin – ist weg. Für immer. Was von Sina geblieben ist, ist der gemeinsame Chat, den Feli in ihrer Verzweiflung alleine weiterführt. Hier fühlt sie sich ihrer Schwester nahe und erzählt ihr alles. Auch dass sie jetzt wegen einer unnötigen Aktion Sozialstunden im Altenheim ableisten muss. Und dass sie hier auf Vito trifft, der eigentlich auch in dem Unfallauto gesessen hätte, hätte er nicht an jenem Abend Spätdienst gehabt …
 
(Text des Verlags)

Wie es mir gefallen hat:

Es kommt selten vor, dass ich nicht nur bei meinen Lieblingsautor*innen, sondern sogar bei einem Verlag praktisch zu jedem erscheinenden Buch greifen kann, ohne das Risiko einer Enttäuschung einzugehen. Beim Jugendbuchprogramm von Südpol ist das für mich der Fall, und auch „Hinter den Sternen ganz nah" hat sich da nicht als Ausnahme entpuppt.

Der Roman ist komplett in Handynachrichten verfasst. Zuerst war ich skeptisch, da diese Form ja doch eine eher zusammenfassende, oftmals rückblickende Erzählweise bedeutet, doch sie passt zur Geschichte und vermittelt mehr Emotionen, als man vermuten könnte. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass ich auch das Aufbrechen von Felis Monolog im Chat mit ihrer verstorbenen Schwester sehr gelungen fand. 
Einzig sprachlich bin ich über einzelne Stellen gestolpert, die besser zur alten Clara als zur jugendlichen Feli gepasst hätten.

Das Thema Trauerverarbeitung und die generationsübergreifende Freundschaft, die sich im Buch entwickelt, sind feinfühlig und liebevoll umgesetzt, hinzu kommt eine dezente Lovestory.
Obwohl Feli lange viel Wut mit sich herumträgt und damit auch andere verletzt, verliert man beim Lesen nie den Draht zu ihr. Hoffnungsvoll beobachtet man, wie sie sich aus dem Schmerz herauskämpft, ohne ihn dafür verdrängen oder vollständig loslassen zu müssen.

In einem Satz:

„Hinter den Sternen ganz nah" ist ein Buch, das sich einem schweren Thema durch eine außergewöhnliche Erzählweise nähert, so wie seine Protagonistin wiederum durchs schriftliche Erzählen ihrer Trauer Raum gibt – eine schöne Geschichte, die trotz aller Schwermut die Schönheit des Lebens in den Mittelpunkt stellt.


Donnerstag, 12. Oktober 2023

Die graue Stadt – Torben Kuhlmann


NordSüd Verlag (12. Oktober 2023)
 
gebunden, 64 Seiten
ISBN: ‎ 9783314106521
Preis: 20,00 € 
 
22.2 x 28.6 x 1.2 cm
Altersempfehlung: ab 8 Jahren

Worum geht's?

Robin zieht mit ihren Eltern in die Stadt. Dort ist alles grau – Häuserfassaden, Menschen, selbst Blumen. Robin macht sich auf die Suche nach Farbe und kommt einem Komplott auf die Spur: Hinter all dem Grau steckt die gesichtslose Grau GmbH & Co. KG. Dank ihrer Kombinationsgabe und einigen Verbündeten gelangt Robin in die Schaltzentrale des Konzerns und stellt alle Farbregler auf bunt. Grau bleibt am Ende nur ihr Kater. 

Seit dem Erfolg seiner Mäuseabenteuer steht Torben Kuhlmann für große Bilderbuchkunst. Mit »Die graue Stadt« schwingt er sich zu neuen Höhenflügen auf und setzt ein Zeichen für Buntheit und Vielfalt.
 
(Text des Verlags)

Wie es mir gefallen hat:

Dieses (Vor-)Lesebilderbuch ist wirklich rundum und innen drin richtig schön. Schon auf dem Cover macht die graue Stadt ihrem Namen alle Ehre, und Robins strahlend gelbe Regenjacke, die auch im Buch immer wieder mit ihrer Leuchtkraft für einen Blickfang in all dem Grau sorgt, passt sich fröhlich dem Verlagslogo an. Ein geniales und einfach durch und durch zur Geschichte passendes Detail ist außerdem der mit holografischer Folie veredelte Titel, bei dem, wenn man das Buch unters Licht hält und bewegt, alle Farben des Regenbogens zu entdecken sind.

Die Geschichte setzt das Graue und das Bunte nicht nur in den wunderbaren Bildern ausdrucksstark um (ich liebe diesen Illustrationsstil!), sondern nutzt die Gegensätze auch, um eine starke Message zu vermitteln: Wo Menschen zusammenleben, sollte es bunt sein und farbenfroh zugehen. Und in allem Grau verstecken sich immer auch Rot, Blau und Gelb in all ihren Nuancen. Wenn jemand den Anfang macht und danach sucht, um sie mutig in die Welt zu tragen, kann das in der Gesellschaft weite Kreise ziehen.

Kinder, die diese Geschichte hören oder selbst lesen, erfahren spielerisch nebenbei etwas über die Brechung des Lichts und Verfahren der Farbmischung. Ganz hinten gibt es dazu noch mal eine Info-Seite (die Robin im Kontrollraum der Grauwerke gefunden hat). Torben Kuhlmanns Vita ist witzigerweise als Personalie mit vermerktem Tadel gestaltet.

Robin findet nach dem Umzug einen neuen Freund und Erwachsene, die sich, wenn auch hinter verschlossenen Türen an farbigen Dingen wie Musik, Freundschaft und Büchern erfreuen. Richtig abenteuerlich wird es am Ende auch noch, denn Robin und ihr Freund Alani brechen doch tatsächlich in die Grauwerke ein, um die Farben zurück in die Stadt zu bringen. Ob es ihnen gelingt? Buch kaufen und nachlesen! ;)

In einem Satz:

„Die graue Stadt" besticht durch die simple und doch so wichtige zentrale Botschaft, begleitet von wunderschönen Illustrationen und Wissenswertem über Regenbögen, Licht und Farben.

Montag, 9. Oktober 2023

Forget me Someday – Chris Kaspar

 
Planet!/Thienemann (28. Juli 2023)  
Taschenbuch, ‎ 384 Seiten  
ISBN: ‎ 9783522507615
Preis: 15,00 € / E-Book 11,99 € 
  ‎ Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Worum geht's?

Ihre geheime Mission: Alles über ihn herausfinden. Was sie dabei nicht verlieren darf: ihr Herz.

Alena will einen Neuanfang wagen: weg von ihrer toxischen Mutter, endlich auf eigenen Beinen stehen. Um an ihrer Traum-Uni in Hamburg studieren zu können, muss sie für ein Stipendium einen Nachruf über den YouTuber Kill einreichen. Doch der arrogante Mädchenschwarm ist nicht nur unverschämt sexy, sondern auch alles andere als tot. Wobei das niemanden wundern würde, so waghalsig wie er in seinen YouTube-Challenges mit seinem Leben umgeht. Auf der Suche nach seinem dunkelsten Geheimnis, schleicht Alena sich kurzerhand in Kills Leben. Allerdings hat sie nicht mit der Anziehung gerechnet, die ab der ersten Minute zwischen Kill und ihr herrscht. Und je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto höher steigt der Preis für das Stipendium: Denn dass Alena sich in Kill verliebt, war nie Teil des Plans …

 
(Text des Verlags)

Wie es mir gefallen hat:

Schon die Ausgangslage dieser Geschichte hat es in sich: Dass Alena Kill (wie genial kann ein Charaktername bitte sein?) ausspioniert, um endlich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, birgt eine Menge Konfliktpotenzial. Ihre Aufgabe, einen Nachruf für den Falle seines Todes zu erstellen, ist originell, ein bisschen morbide und macht auf jeden Fall neugierig.  

Die Dynamik zwischen Alena und Kill hat mir gut gefallen. Die zwei sind, genau wie auch sämtliche Nebenfiguren, mit so einigen witzigen und liebevollen Details (ich sag nur: Butter) sowie Ecken und Kanten ausgestaltet worden, was die Handlung lebendig werden lässt.

Die Spannung wird konstant gehalten, sowohl, was die Lovestory betrifft, die wegen besagter Ausgangslage früher oder später eine platzende Bombe aushalten muss, als auch durch die offenen Fragen, die sich beim Lesen ansammeln. Kills Verhalten während eines Großteils des Buchs mündet in einer Auflösung, die die meisten überraschen dürfte – bei mir hat das jedenfalls geklappt. Auch Alenas Vorgeschichte bringt interessante Aspekte und Wendungen mit ein.

Was ein bisschen stören kann, ist, dass Alena sich sehr in ihrem doppelten Spiel verstrickt und nie auch nur darüber nachdenkt, einfach ehrlich zu sein (klar, dann hätte der Plot so nicht funktioniert, aber etwas mehr Selbstreflexion hätte ich in dem Punkt begrüßt). Auch stellen sich die ganz großen Gefühle sehr schnell ein.
Daneben hat mich das Finale nicht bis ins Detail abholen können; besonders in einem entscheidenden Moment habe ich Alena ihre Begriffsstutzigkeit nicht abgekauft. Nichtsdestotrotz habe ich es gern gelesen.

Schade, dass der kleine Nebenstrang um Kat nicht aufgelöst wird – ihre Entscheidung hätte mich interessiert! (Es sei denn, über sie ist ein eigenes Buch geplant, dann nehme ich das zurück.)

In einem Satz:

„Forget me Someday" steckt voller wunderbar außergewöhnlicher Plotelemente, ist so romantisch wie spannend und sorgt trotz weniger kleiner Kritikpunkte für tolle Leseunterhaltung.