Rezension zu „Die Magie der Farben“ von Stefanie Hohn
Taschenbuch/eBook, 302 S. Verlag: Tinte & Feder ISBN: 978-2-919-80281-4 Preis: 7,99 € (2,49 € eBook) Standalone |
Heute gibt es nochmal eine Rezension von mir, Miriam, und zwar zu „Die Magie der Farben“ von Stefanie Hohn (danke für das Rezensionexemplar! Ich habe mich sehr gefreut!).
„Die Magie der Farben“ ist ein ruhiger, sprachlich wunderschöner
Roman mit melancholischer Note über die Leidenschaft für Malerei und das
gleichzeitige Verzweifeln an ihr, schicksalhafte Fügungen, menschliches
Scheitern und Erfahrungen des Verlustes und des Wiederfindens.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Beziehung zwischen Paul Tissu, dem Inhaber eines Stoffladens in Aachen, und Aurelie de Florenville, einer französischstämmigen Schönheit. Erzählt wird das Geschehen auf zwei Zeitebenen: Zum einen im Jahr 2017, in dem Paul 50 Jahre alt ist, und zum anderen im Rückblick auf seine Schulzeit und das frühe Erwachsenenalter.
So lernt der Leser Paul als einen zurückhaltenden, seinen Eltern gefügigen und hoffnungslos in Aurelie verliebten Jungen wie auch als unsicheren, engstirnigen und eigenbrötlerischen, aber auch liebenswerten (mittel)alten Mann kennen. Was den jungen und den gealterten Paul verbindet, ist der nicht zu unterdrückende Drang zu malen, dem er stets im Geheimen nachgibt.
Ich glaube, ich habe selten Buchcharaktere gleichzeitig so gemocht und gleichzeitig verflucht, verstanden und mich trotzdem über ihre Entscheidungen aufgeregt. Da ich selbst gern male und zum Perfektionismus neige, konnte ich mich gut in Paul einfühlen. Gefreut hat mich, dass hier nicht wie üblich ein egozentrisches Künstlergenie im Fokus stand, sondern ein von Selbstzweifeln geplagter heimlicher Maler. Aurelie mit ihrer koketten, sprunghaften Art und ihrem oft leichtfertigen Handeln war mir zwar als Person nicht sonderlich sympathisch, aber zu behaupten, ich hätte sie nicht gemocht, wäre auch gelogen. Sie ist auf jeden Fall ein wunderbares Pendant zu Paul. Was ich allerdings sehr schade finde, ist, dass sich Aurelie sehr ins Schema F der die Sinne vernebelnden, unerreichbaren Schönheit fügt. Für mich wäre es weitaus interessanter gewesen, wenn sie durch eine nur auf sie als Menschen bezogene eigene Schönheit eine solche Anziehungskraft auf Paul ausgeübt hätte. Dabei hätte sie nicht einmal zwangsläufig objektiv „hässlich“ sein müssen, aber eben mehr als eine klassische Schneewittchenschönheit. Nicht nur auf „Die Magie der Farben“ bezogen würde ich mich generell wirklich über weibliche Charaktere freuen, die nicht nur begehrenswert sind, weil sie objektiv betrachtet überirdisch schön sind (also ein hübsches Gesicht und die richtigen Körpermaße haben).
Im Allgemeinen mag ich sehr, mit wie wenigen Charakteren die Geschichte auskommt. Die Konstellationen haben mir allesamt gut gefallen, aber ohne zu spoilern lässt sich das nicht gut ausführen.
Den Schreibstil habe ich schon von Beginn an als sehr angenehm und individuell empfunden. Besonders hervorzuheben sind sein Bilderreichtum und die gleichzeitige Leichtigkeit. Für mich waren die Sätze nie überladen oder kitschig durch die zahlreichen Metaphern, sondern haben meine Vorstellung beflügelt.
Zentrale Enthüllungen habe ich zwar recht weit vorhergesehen, aber die Handlung hat mich trotzdem nicht gelangweilt. Das Ende hat mich dann doch wieder überraschen können, auch wenn es etwas plötzlich kam. Das Buch ist vielleicht kein Pageturner, leidet aber auch nicht unter Längen.
Was die Gestaltung des Buches, insbesondere innen, betrifft: Zur besseren Orientierung wären Jahresangaben über allen Kapiteln hilfreich gewesen. Hier hätten sich die Leute vom Satz etwas mehr Mühe geben können. Darüber hinaus wäre es mir lieber gewesen, wenn die Kapitel keine oder weniger eindeutige Überschriften gehabt hätten, da sie meist den Inhalt ein wenig vorweggenommen und die Spannung dadurch meiner Meinung nach eher gedämpft als gefördert haben. Der Titel mutet etwas langweilig an, was der Geschichte nicht gerecht wird, und ich würde die „Magie“ eher als „Leuchtkraft“ verstehen.
Was ich noch als positiven Schlussaspekt anmerken möchte: Es ist nicht leicht, über eine Kunstform zu schreiben – sei es die Musik, das Schauspiel oder wie in diesem Fall die Malerei – , denn der Autor muss eine überzeugende sprachliche Übertragung von visuellen und/oder auditiven Eindrücken meistern. Stefanie Hohn gelingt dies meiner Meinung nach absolut großartig. Immer wenn ein Gemälde oder ein Malprozess geschildert wurde, entstand hinter meiner Stirn ein ziemlich konkretes Bild von dem Geschaffenen und ich hatte nicht das Gefühl, nur Worte vor mir zu haben.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Beziehung zwischen Paul Tissu, dem Inhaber eines Stoffladens in Aachen, und Aurelie de Florenville, einer französischstämmigen Schönheit. Erzählt wird das Geschehen auf zwei Zeitebenen: Zum einen im Jahr 2017, in dem Paul 50 Jahre alt ist, und zum anderen im Rückblick auf seine Schulzeit und das frühe Erwachsenenalter.
So lernt der Leser Paul als einen zurückhaltenden, seinen Eltern gefügigen und hoffnungslos in Aurelie verliebten Jungen wie auch als unsicheren, engstirnigen und eigenbrötlerischen, aber auch liebenswerten (mittel)alten Mann kennen. Was den jungen und den gealterten Paul verbindet, ist der nicht zu unterdrückende Drang zu malen, dem er stets im Geheimen nachgibt.
Ich glaube, ich habe selten Buchcharaktere gleichzeitig so gemocht und gleichzeitig verflucht, verstanden und mich trotzdem über ihre Entscheidungen aufgeregt. Da ich selbst gern male und zum Perfektionismus neige, konnte ich mich gut in Paul einfühlen. Gefreut hat mich, dass hier nicht wie üblich ein egozentrisches Künstlergenie im Fokus stand, sondern ein von Selbstzweifeln geplagter heimlicher Maler. Aurelie mit ihrer koketten, sprunghaften Art und ihrem oft leichtfertigen Handeln war mir zwar als Person nicht sonderlich sympathisch, aber zu behaupten, ich hätte sie nicht gemocht, wäre auch gelogen. Sie ist auf jeden Fall ein wunderbares Pendant zu Paul. Was ich allerdings sehr schade finde, ist, dass sich Aurelie sehr ins Schema F der die Sinne vernebelnden, unerreichbaren Schönheit fügt. Für mich wäre es weitaus interessanter gewesen, wenn sie durch eine nur auf sie als Menschen bezogene eigene Schönheit eine solche Anziehungskraft auf Paul ausgeübt hätte. Dabei hätte sie nicht einmal zwangsläufig objektiv „hässlich“ sein müssen, aber eben mehr als eine klassische Schneewittchenschönheit. Nicht nur auf „Die Magie der Farben“ bezogen würde ich mich generell wirklich über weibliche Charaktere freuen, die nicht nur begehrenswert sind, weil sie objektiv betrachtet überirdisch schön sind (also ein hübsches Gesicht und die richtigen Körpermaße haben).
Im Allgemeinen mag ich sehr, mit wie wenigen Charakteren die Geschichte auskommt. Die Konstellationen haben mir allesamt gut gefallen, aber ohne zu spoilern lässt sich das nicht gut ausführen.
Den Schreibstil habe ich schon von Beginn an als sehr angenehm und individuell empfunden. Besonders hervorzuheben sind sein Bilderreichtum und die gleichzeitige Leichtigkeit. Für mich waren die Sätze nie überladen oder kitschig durch die zahlreichen Metaphern, sondern haben meine Vorstellung beflügelt.
Zentrale Enthüllungen habe ich zwar recht weit vorhergesehen, aber die Handlung hat mich trotzdem nicht gelangweilt. Das Ende hat mich dann doch wieder überraschen können, auch wenn es etwas plötzlich kam. Das Buch ist vielleicht kein Pageturner, leidet aber auch nicht unter Längen.
Was die Gestaltung des Buches, insbesondere innen, betrifft: Zur besseren Orientierung wären Jahresangaben über allen Kapiteln hilfreich gewesen. Hier hätten sich die Leute vom Satz etwas mehr Mühe geben können. Darüber hinaus wäre es mir lieber gewesen, wenn die Kapitel keine oder weniger eindeutige Überschriften gehabt hätten, da sie meist den Inhalt ein wenig vorweggenommen und die Spannung dadurch meiner Meinung nach eher gedämpft als gefördert haben. Der Titel mutet etwas langweilig an, was der Geschichte nicht gerecht wird, und ich würde die „Magie“ eher als „Leuchtkraft“ verstehen.
Was ich noch als positiven Schlussaspekt anmerken möchte: Es ist nicht leicht, über eine Kunstform zu schreiben – sei es die Musik, das Schauspiel oder wie in diesem Fall die Malerei – , denn der Autor muss eine überzeugende sprachliche Übertragung von visuellen und/oder auditiven Eindrücken meistern. Stefanie Hohn gelingt dies meiner Meinung nach absolut großartig. Immer wenn ein Gemälde oder ein Malprozess geschildert wurde, entstand hinter meiner Stirn ein ziemlich konkretes Bild von dem Geschaffenen und ich hatte nicht das Gefühl, nur Worte vor mir zu haben.
Zusammenfassend kann ich also
sagen, dass ich „Die Magie der Farben“ gern gelesen habe, obwohl mich nicht
viel erstaunt hat. Wer gern Geschichten über kopflose Liebe, der viel
entgegensteht, liest, wird hier gut bedient sein. Ebenso natürlich jeder, der
sich für (Porträt)Malerei interessiert und den Mythos vom narzisstischen,
verrückten Künstler leid ist.
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