Mittwoch, 4. Mai 2016

Die Vernichteten - Ursula Poznanski

Rezension zu "Die Vernichteten"
von Ursula Poznanski

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: Loewe (21. Juli 2014)
ISBN-13: 978-3785575482
Band 3 von 3

 

Worum geht's?


Ich knie mich ins Gras, direkt vor die gelbe Blume. Ein winzig kleines Leben, ein unfassbar großes Wunder. 
Nein, ich kann die Dinge nicht einfach laufen lassen, als gingen sie mich nichts an. Und ich werde kein Leben verschenken, das ich retten kann.
(S. 243 f.)

Inzwischen weiß Ria, warum sie und die fünf anderen Studenten beseitigt werden sollten. Um zu verhindern, dass weitere Unschuldige durch den Sphärenbund verfolgt werden, müsste sie den Clans ihre einzige Waffe gegen die "Lieblinge" nehmen. Doch was, wenn sie damit einen schrecklichen Fehler begeht?

Was mich neugierig gemacht hat:


Mit "Die Vernichteten" bin ich endlich wieder einmal dazu gekommen, eine Trilogie zu beenden. Die ersten beiden Bände hatten mir trotz kleinerer Kritikpunkte schon gut gefallen und ich musste unbedingt wissen, worauf das Ganze denn nun hinauslaufen würde.

Wie es mir gefallen hat:


Bei Reihen habe ich eigentlich meistens einen Lieblingsband - oder auch mehrere -; auf jeden Fall gibt es oft stärkere und etwas schwächere Teile (letztere fast immer in der Mitte).
Bei Ursula Poznanskis Trilogie ist das allerdings überhaupt nicht der Fall. Für mich halten alle drei Bände ein nahezu gleiches Niveau. Höhepunkt bleibt für mich rückblickend die Auflösung in Band 2, aber abgesehen davon verläuft der Plot sehr ... ich nenne es mal "gleichmäßig".

Was mich an kleineren Dingen schon zu Beginn gestört hat, zieht sich leider auch bis zum Finale durch.
Das sind zum einen die etwas zäheren Passagen zwischendrin (die habe ich hier im letzten Band noch einmal besonders stark bemerkt - immer wenn die Charaktere unterwegs waren und es nur kleine, eher unbedeutende Zwischenfälle gab, wenn tagelang nur von Beobachtungsposten aus beschrieben wurde oder Ria mal wieder müde und erschöpft war). Diese Passagen machen die Geschichte allerdings realistisch. Im echten Leben erscheint die Zielperson auch nicht in der ersten halben Stunde einer Observierung, niemand kann pausenlos durchpowern usw. Aber beim Lesen kann es dadurch ab und zu fast mal ein klein wenig langweilig werden.

Zum anderen war mein Kritikpunkt schon bei Band 1, dass die Figuren oft auf wenige oder gar ein einziges, bestimmtes Merkmal reduziert werden. Ich würde sagen, dass sich das im Laufe der Reihe ein bisschen gebessert hat. Dennoch habe ich immer noch das Gefühl, als Leser relativ weit von ihnen entfernt zu sein und nur Ausschnitte ihres Wesens kennengelernt zu haben.
Über Ria hab ich mich zeitweise mal wieder aufgeregt. Gerade gegen Ende hat sie sich in einer Sache - über die ich leider nicht mehr sagen kann, ohne zu spoilern - für mich wirklich unnachvollziehbar verhalten. Es entsteht so ein "Vielleicht doch? - Nee, doch nicht"-Moment, der nicht unbedingt hätte sein müssen.
Ich bin auch ehrlich gesagt kein Fan von ihrer Liebesgeschichte mit Sandor - der wirkt dadurch irgendwie viel schwächer als noch in Band 1 bzw. 2.
Besonders schade fand ich auch, dass Dantorian nur noch in vier/fünf Sätzen nebenbei vorkam und in eine eher trottelige Rolle gedrängt wurde.

Am Ende fügt sich viel zusammen, zu viel auf der einen, zu wenig auf der anderen Seite. Für meinen Geschmack waren es ein paar Zufälle zu viel, die dann doch etwas zu unwahrscheinlich erschienen, dafür aber ein paar kleiner Auflösungen zu wenig (z.B. wurde zwischendurch mal festgestellt, dass nicht klar ist, warum die Sphären überhaupt zusätzliche Kinder brauchten, geklärt wurde es aber meines Wissens nach nicht).

Schön fand ich, dass wir endlich etwas über Rias wirkliche Herkunft erfahren und es wieder ein paar einschneidende Wendungen in der Hintergrundgeschichte gibt. So unvorbereitet erwischen wie das "Dornengeheimnis" konnten diese mich allerdings nicht.
 

(Für wen) Lohnt es sich?


In diesem Fall eine einfache Antwort: Für alle, die die beiden Vorbände schon kennen und mochten.
Da die Teile inhaltlich nahtlos aneinander anknüpfen, sollte man definitiv mit Band 1 beginnen.
Ich würde die Reihe ab ca. 14 Jahren empfehlen.

In einem Satz:

 

"Die Vernichteten" ist ein überzeugender Trilogie-Abschluss für alle Fans von Ursula Poznanski, auch wenn ihre manchmal etwas ausschweifende Erzählweise Geschmacksache ist.


Keine Kommentare: