Donnerstag, 27. Dezember 2018

To Keep You Safe - Judit Müller

 Rezension zu
To Keep You Safe - Warum wir leben"
von Judit Müller

Taschenbuch, 288 Seiten
A TREE & A VALLEY (1. November 2018)
ISBN: 9783947357093
Preis: 10,50 € / eBook 7,99 €

 

Worum geht's?


„Zu groß", flüstere ich. „Die Welt ist mir zu groß geworden." Und obwohl ich weiß, wie lächerlich dieser Wunsch ist, kann ich ihn nicht unterdrücken: „Ich will wieder eine kleine Welt." (S. 169)
Naturkatastrophen haben die Erde verwüstet und unzählige Leben gefordert. In einer unwirtlichen Welt kämpfen Judy und ihre beiden jüngeren Geschwister Luke und Hope ums Überleben. Sie ziehen immer weiter, in der Hoffnung, einen besseren Ort zu finden, wo sie sicher sind vor den umherstreifenden Plünderern. Wo sie leben können.
Und immer, wenn sie auf andere Menschen treffen, stellt sich erneut die Frage: Wem können sie vertrauen?

Was mich neugierig gemacht hat:


Ich mag den „A TREE & A Valley"-Verlag seit „Cecilia" sehr gern und habe von diesem Buch erst kurz vor Erscheinen erfahren.
Dystopien haben es auf dem aktuellen Buchmarkt ja eher schwer, weil die große Trendwelle nach Panem bei vielen eine Übersättigung des Genres nach sich gezogen hat. Bei mir selbst liegt es immer dran; das „klassische eigentlich-normale-Protagonistin wird zum Star der Revolution"-Schema mag ich im Moment auch nicht mehr lesen. Da es hier aber nicht um gesellschaftliche Umstürze, sondern in erster Linie um Judy, ihre Geschwister und die Menschen, die ihnen begegnen, geht, und es noch dazu das Debüt einer jungen deutschen Autorin ist, war ich in diesem Fall doch sehr gespannt. 

Wie es mir gefallen hat:


„To Keep You Safe" ist so ein Buch, das mir im Rückblick fast besser gefällt als während des Lesens selbst. Es hinterlässt einen runden Eindruck und wirkt noch nach. Die Stimmung schwankt genau auf dem richtigen Grad zwischen Melancholie, Trauer aber auch Zuversicht. Das Gesamtpaket stimmt einfach. 

An der Geschichte haben mich viele Dinge sehr überzeugt, einige aber auch nicht ganz.
Im Wesentlichen waren es zwei Punkte, die mich gestört haben. Das eine ist das Setting: Warum ist hier - wieder mal - Amerika gewählt worden? Gerade dort spielen bereits so viele Geschichten aus dem Bereich und man hat das Gefühl, schon eine vorgefertigte Vorstellung im Kopf zu haben.
Dass es keine ausufernden Beschreibungen gibt und die Katastrophen die Vorgeschichte des Buches bilden, ist im Grunde angenehm; allerdings konnte ich bis zum Schluss nicht wirklich einschätzen, ob es sich nun nur um eine „Welle" gehandelt hat oder weitere Erdbeben etc. drohen, wie viele Menschen wirklich überlebt haben, ob es weltweit gleich aussieht usw.
Hier hätte es noch ein wenig mehr Hintergründe gebraucht.
Der zweite Punkt ist der Spannungsbogen. Es gibt sehr viele Szenen, die sich um die Nahrungssuche oder -verwertung drehen. Das hätte man sicher reduzieren können. Auch wenn die Darstellung durch die Detailtreue und den monotonen Ablauf der Tage, die die Charaktere erleben, sehr realistisch wird, lässt das Gefühl, unbedingt schnell weiterzulesen wollen, streckenweise nach.

Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung der Entwicklung, die die Figuren durchleben - der Konflikt zwischen dem, wer sie waren und dem, wer sie nach all dem Leid und Unglück sein können. Es ist schön, wie in dieser zerstörten Welt doch immer wieder auch Menschlichkeit aufblitzt und geteiltes Leid ein wenig von seiner Schärfe verliert.
Eine zarte Liebesgeschichte gibt es auch, die aber in keiner Weise unglaubwürdig oder übertrieben erscheint und sich nicht in den Vordergrund drängt.

(Für wen) Lohnt es sich?


Wer dystopische Geschichten mit jungen Protagonisten mag, die sich in extremen Situationen wiederfinden und um ihren Lebensmut ringen müssen, ist mit diesem Buch auf jeden Fall gut beraten. Es ist ein schön geschriebener Roman ab ca. 13 Jahren, der eher auf die leisen aber intensiven Töne setzt.

In einem Satz:


„To Keep You Safe" ist eine solide, eher ruhige Jugend-Dystopie mit drückender Atmosphäre, aber auch Hoffnungsschimmer, der es nur ein wenig an Hintergründen und an Tempo mangelt.

Keine Kommentare: