Donnerstag, 7. Februar 2013

Vakuum - Antje Wagner

Rezension zu "Vakuum" von Antje Wagner

 ISBN 9783827054371, Fester Einband,   
304 Seiten, Kinder- & Jugendbuch,   
Erscheinungsdatum: 01.09.2012 bei Bloomsbury

Inhalt

Sie tippte auf ihr Handgelenk. Sie trug eine graugrüne Supermarktuhr, Army-Look, die sie mal für vier Euro gekauft hatte, deshalb hatte sie sich auch nichts weiter gedacht, als sie heute um 15:07 Uhr stehengeblieben war. Es war eben eine Billiguhr. Sie sah ihm in die Augen. "Aber hast du schon mal davon gehört, dass eine Funkuhr stehengeblieben ist?" Sie drehte den Monitor zu Leon um. "Diese Computeruhren hier gehen per Funk." In der rechten unteren Ecke stand: 15:07.                                                                      
(S. 182 f.)
Die Zeit steht still. Alle Menschen sind von einem Moment auf den anderen verschwunden. Nur fünf Jugendliche sind noch da: Kora, Hannes, Tamara, Alissa und Leon. Als einzige Anhaltspunkte auf das, was vor sich gehen könnte, haben sie verschlüsselte Botschaften zur Hand. Ein unheimlicher Nebel beginnt sie zu verfolgen, der ihre schlimmsten Ängste real werden lässt. Ein Nebel, der tödlich sein kann... Haben sie eine Chance, ihm zu entrinnen?

Meine Meinung

Dieses Buch würde ich mit einer Wundertüte vergleichen. Man hat ständig Ahnungen, was sich darin verbergen könnte, aber dann zieht man doch immer wieder eine neue Überraschung heraus.
Die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich.

Es beginnt schon damit, dass sie in Deutschland spielt - für mich eine willkommene Abwechslung zu den vielen typisch amerikanischen Highschool-Stories, die zurzeit den Buchmarkt bevölkern. Man hat das Gefühl, dass das Geschehen sich nicht in einer exotischen Traumgegend abspielt, sondern quasi zu einem nach Hause kommt.

Genauso liebevoll ausgearbeitet wie die Schauplätze sind die Charaktere. Keiner von ihnen ist der platte Romanheld - sie alle haben ihre Ecken und Kanten, eine glaubwürdige und berührende Geschichte. Sie sind Menschen, die schlimme Erfahrungen machen mussten - alle haben ein entsprechendes Geheimnis, dass dem Leser gegenüber vorerst nur angedeutet und somit vorenthalten wird - , und noch nicht wissen, wie stark sie sein können. Ihre Vergangenheit hat sie trotz Schmerz wachsen lassen und auch wenn die Zeit längst nicht alle Wunden geheilt hat, warten sie unbewusst doch alle auf die Chance, sich zu beweisen und ihr Leben zum Guten zu wenden. Jeder von ihnen durchlebt eine wesentliche Entwicklung. 

Die Handlung besteht aus vielen Fäden, die allerdings nicht zu einem Gewirr, sondern einem gut verwebten Netz werden. Kein Hinweis bleibt im Nachhinein unaufgelöst.

Ein weiteres großes Plus für das Buch ist der wunderbare Schreibstil. Zum einen wird er den jugendlichen Charakteren gerecht und gibt ihnen authentische, unverwechselbare Stimmen (somit ist auch die im Vergleich zu anderen Romanen besonders große Zahl an Charakteren keine größere Schwierigkeit), zum anderen ist er kunstvoll und bildhaft und insgesamt einfach erfrischend. Die Autorin versteht sich definitiv darauf, Metaphern einzuflechten, die man nie zuvor gehört hat, die die Bilder im Kopf der Leser jedoch um ein Vielfaches lebendiger und intensiver werden lassen.

In "Vakuum" werden realistische und paranormale Elemente miteinander verbunden, fließen ineinander über, werden eins, ermöglichen vielfältige Übertragungsmöglichkeiten. Das ist vielleicht nicht jedermans Ding, aber mich hat es sehr angesprochen.
Die Geschichte setzt auf Spannung, Emotionen, Tiefgründigkeit - auch in ihrer Botschaft - und Überraschungseffekte. Obwohl ich zwischendurch immer wieder glaubte, vieles vorhersehen zu können, wurde ich mit einem überwältigenden Ende eines besseren belehrt.

Kritik üben möchte ich bei diesem Buch eigentlich nur ungern, weil jeder winzig kleine Streitpunkt, den man auf den Tisch bringen könnte, meiner Meinung nach von den Stärken ausgeglichen wird. Ein Beispiel wäre, dass ich während einiger weniger Passagen abgeschweift bin, wenn sich etwas in die Länge zog (z.B. die Erkenntnis, dass die Zeit stehen geblieben ist) - aber nichts, was den positiven Gesamteindruck schmälern könnte.

Einen guten Rat zum Schluss: Wenn man mit dem Buch beginnt, sollte man ihm auch wirklich seine Konzentration schenken - am besten nicht mehrere Tage zwischendurch Pause machen oder andere Bücher parallel lesen. Dafür gibt es einfach zu viele wichtige Details und teilweise auch Zeitsprünge, die in diesen Fällen verwirren könnten. "Vakuum" ist ein Kunstwerk und es verdient die entsprechende Aufmerksamkeit ;)

Fazit

Wen der Gedanke eines interessanten Genremixes nicht abschreckt, wer gerne mit vielen Einzelteilen puzzelt und sich vom entstehenden Bild überraschen lassen will, wer gern tiefe Einblicke in die Psychen der Charaktere bekommt, um ihre Motive zu kennen und nicht gegen Spannung immun ist, sollte es dringend mit "Vakuum" versuchen.
Für mich war es ein tolles Leseerlebnis und ich vergebe demnach volle fünf Sterne.

Für das Freiexemplar bedanke ich mich bei bloomoon!

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Sehr gute Rezension :)
Ich muss das Buch unbedingt noch lesen!

Liebe Grüße Fabelhaftebuecherwelt
http://fabelhaftebuecherwelt1.blogspot.de/