Donnerstag, 14. Februar 2013

Worte sind nicht meine Sprache - Aidan Chambers

Rezension zu "Worte sind nicht meine Sprache" von Aidan Chambers

ISBN 9783868735079, Fester Einband, 304 Seiten, Kinder-/Jugendbuch, 
Erscheinungsdatum: 19.02.2013 bei Knesebeck

Inhalt

Ich fragte mich, was ich tun würde, wenn das einer meiner Romane wäre. Was würde ich an dieser Stelle tun, um die Handlung voranzutreiben? Doch nachdem ich hin und her überlegt hatte, mich aber jedes Mal mit brüchiger Logik konfrontiert sah oder mir die Überzeugungskraft des wahren Lebens fehlte, fand ich mich damit ab, dass dieses reale Problem nicht mit den Mitteln der Literatur zu lösen war, denn bei einem Roman würde ich zurückgehen und die Handlung ändern, um diese Sackgasse zu vermeiden. (S. 128 f.)
Der achtzehnjährige Karl hat sich in Fiorella verliebt. Von ihr hat er den Auftrag bekommen, ihr Briefe zu schreiben, in denen sie Stück für Stück mehr über ihn erfahren will. Doch es gibt ein Problem: Karl ist Legastheniker. Kurzerhand wendet er sich an Fiorellas Lieblingsautoren. Ohne auch nur zu ahnen, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte... Oder ist es vielleicht sogar besser, dass nichts läuft wie geplant?

Meine Meinung

Dieses Buch ist irgendwie... außergewöhnlich.
Ehrlich gesagt bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ihm zwei Sterne gerecht werden. Aber gerade die Tatsache, dass ich nicht weiß, was ich von dem Buch halten soll, sorgt dafür, dass mein Gesamteindruck nicht wirklich positiv ausfällt. Ich werde also mal versuchen zu begründen, warum genau mir die Geschichte nicht zugesagt hat:

Es beginnt schon damit, dass man im Buch mit einer völlig unerwartete Erzählperspektive überrascht wird. Es ist nicht Karls oder Fiorellas Sicht, sondern die des Autors. Das hat zwar auch einen gewissen Reiz, doch für mich war es eher schwierig, mich in einen 74jährigen, kränklichen und etwas eigentümlichen Herrn hineinzuversetzen.
Leider wurde durch diese Perspektive der Blick auf alle anderen Charaktere erschwert. Obwohl der Ich-Erzähler häufig wiederholte, dass er Karls Geschichte erzähle und nicht seine eigene, ist es mir nicht wirklich gelungen, in Karls, geschweige denn Fiorellas Gefühls- und Gedankenwelt vorzudringen.

Einen Großteil des Romans bilden die Dialoge und obwohl sie sehr flüssig zu lesen sind, muss man sich dabei ein wenig konzentrieren, da man sonst aus den Augen verliert, wer gerade spricht. Das zeigt meiner Meinung nach, dass die Figuren leider nicht an ihren Aussagen zu erkennen sind - oder, dass man sie nicht genug kennt.

Des Weiteren sollte man wissen, dass es in der Geschichte keinen echten Spannungsbogen gibt, damit man nicht mit falschen Erwartungen herangeht. Zwar ergeben sich immer wieder Fragen, für deren Auflösung man sich interessiert, doch unerwartete Wendungen bleiben im Großen und Ganzen aus. Da aber ja niemand behauptet hat, dass es sich um einen Thriller handelt, ist das auch in Ordnung so. Es ist nicht so, dass man das Buch abbrechen will. Andererseits gehört es aber auch nicht zu der Gattung der Pageturner.

Was mir an dem Buch gefallen hat, waren die teilweise schon fast schon philosophischen Lebensweisheiten des Autors (z.B. über den Unterschied von Romanen und Realität oder darüber, inwiefern es mit Unfreiheit zu tun hat, seine Bestimmung gefunden zu haben).
Der größte Minuspunkt ist für mich allerdings, dass ich nach dem Lesen des Buches nicht herausfiltern konnte, welche Botschaft es mir insgesamt mitgeben wollte. Man hat die ganze Zeit über das Gefühl, es möchte eine Lektion fürs Leben vermitteln, letztendlich kommt aber nichts dabei heraus. Zumindest hatte ich den Eindruck.

Fazit

Der spannende Titel und das interessante Cover sowie die tolle Grundidee, die sich aus dem Klapptentext ergibt, haben bei mir leider Erwartungen geweckt, die das Buch nicht erfüllen konnte. Die Umsetzung war... ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll - offensichtlich sind Worte auch nicht immer meine Sprache - holprig? Gewöhnungsbedürftig. Etwas in der Richtung.
Trotzdem möchte ich niemanden abschrecken. Wer Lust hat, sich auf etwas Neues einzulassen, das aus dem Einheitsbrei heraussticht, und bereit ist, dafür auch eine eigenwillige (das ist das Wort, was ich gesucht habe!) Umsetzung in Kauf zu nehmen, sollte dem Buch eine Chance geben.





Für das Leseexemplar bedanke ich mich herzlich bei:

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