Rezension zu "Der Sommer, der uns trennte"
von Cat Jordan
HarperCollins Germany (15. August 2016)
ISBN-13: 978-3959670371
Preis: 14,99 €
Originaltitel: The Leaving Season
Kostenlose XXL-Leseprobe & Bestellmöglichkeit
ISBN-13: 978-3959670371
Preis: 14,99 €
Originaltitel: The Leaving Season
Kostenlose XXL-Leseprobe & Bestellmöglichkeit
Worum geht's?
Ich starrte Lee einen Moment lang an. Sein Lächeln war weich, seine braunen Augen schimmerten im harten Licht der Garage, ungeschützt und schockierend offen. In diesem Moment hätte ich ihn alles fragen können, und er hätte geantwortet. Aber was wollte ich ihn fragen? Was wollte ich wirklich über Nates und Lees Freundschaft wissen?
Vielleicht war es für Lee besser, wenn er seine Geheimnisse für sich behielt. (S. 110)
Middie hat ihre Zukunft fest geplant - und für diese Zukunft ist ihr Freund Nate der Dreh- und Angelpunkt. Nur noch ein Jahr trennt sie von der Verwirklichung ihrer Pläne, denn Nate geht für diese Zeit für eine gemeinnützige Organisation nach Honduras. Doch dann geschieht etwas Schreckliches, und Nate wird vermisst. Ist er tot? Je mehr Zeit vergeht, desto wahrscheinlicher wird es, dass Middie ihn nicht wiedersehen wird. In ihrem Schmerz und ihrer Angst versteht sie nur Lee, Nates bester Freund. Doch darf zwischen den beiden mehr sein als der Versuch, über den Verlust hinwegzukommen?
Was mich neugierig gemacht hat:
Das Buch ist auf meiner Leseliste für diesen Sommer gelandet, weil es einen so schön sommerlichen Eindruck gemacht hat und ich nach dem Lesen des Klappentextes neugierig war, in welche Richtung die Autorin die Geschichte entwickeln würde. Ob Nate wirklich tot ist? Oder hat er es irgendwie geschafft? Und was wird das eine oder das andere für Middie bedeuten?
Wie es mir gefallen hat:
Der Einstieg in die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich war positiv überrascht, dass in den ersten Kapiteln Nate noch zu Hause ist, sodass wir ihn nicht nur aus Middies Erinnerung erleben, sondern wirklich nachvollziehbar wird, wie tief die Verbindung zwischen den beiden ist.
Die Autorin hat eine sehr angenehme Art zu erzählen - besonders zu Beginn sind viele kleine Details aus der Vergangenheit und dem Leben der Figuren eingeflochten, sodass sie sehr lebensecht wirken.
Auch Nates bester Freund Lee war zunächst eine Überraschung. Mit seinem schlechten Ruf als absolute Niete ist er ganz anders als der beliebte Nate. Er wirft Middie vor, sich in seine Freundschaft zu Nate zu drängen, und Middie kann ihn nicht ausstehen. Man hat nicht das Gefühl, dass sich das je ändern könnte.
Nates Verschwinden stellt einen Bruch in der Geschichte da. In der Zeit danach sind es nicht die Versuche von Middies Freundinnen, die ihr wieder auf die Füße helfen, auch nicht der Rückhalt ihrer Familie, sondern Lee. Gemeinsam unternehmen sie Dinge, die Lee immer gern mit Nate tun wollte, und kommen sich dabei näher. Diese Annäherung kam für mich allerdings eher unvermittelt und nicht wirklich nachvollziehbar - gerade weil die beiden bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht miteinander klarkamen. Langsam machte sich in mir die Befürchtung breit, dass das Ganze auf eine typische "Selbstfindungs-man-muss-sich-unbedingt-ausprobieren-Moral" hinauslaufen würde, und so war es dann leider auch.
Natürlich ist es eine schöne Entwicklung, dass Middie durch Lee ihre Trauer verarbeiten kann, und er durch sie. Aber ihre neue, angeblich so lustige und spontane Art, fand ich doch eher erzwungen und mehr pubertär als persönlichkeitsbildend.
Es gab ein paar der üblichen Klischees wie, dass Lee versucht, Middie beizubringen, einen Schaltwagen zu fahren und ähnliches. Unterdessen gingen ein paar Dinge, die interessant gewesen wären, leider etwas unter. Lees schwierige familiäre Hintergründe wurden beispielsweise nur angerissen.
Zum Ende hin hat mir der Verlauf der Geschichte leider nicht mehr gefallen und ich habe mich sehr über Middie geärgert. Sie hält sich Lee auf Abruf warm und der lässt das größtenteils mit sich machen. Die beiden suchen das Abenteuer, aber nie das Gespräch.
Middie wird unehrlich, zeigt sich uneinsichtig und unglaublich passiv, als es an der Zeit wäre, reinen Tisch zu machen.
Auch für den Schluss hätte ich mir etwas anderes erhofft. Middie hätte vielleicht erst mal für sich herausfinden sollen, wer sie wirklich sein will. Ihre Zukunft und die Konsequenzen ihrer letztendlichen Entscheidung für ihr Umfeld werden leider ausgelassen.
(Für wen) Lohnt es sich?
Leider kann ich persönlich das Buch nicht unbedingt weiterempfehlen. "Der Sommer, der uns trennte" ist ein kurzweiliger Roman, hat aber einige Schwächen und ist nichts, was man unbedingt gelesen haben muss.
Trotzdem bin ich gespannt auf weiteren Lesestoff von der Autorin, da mir der Schreibstil gut gefallen hat.
In einem Satz:
"Der Sommer, der uns trennte" bekommt von mir zweieinhalb Sterne für einen vielversprechenden Einstieg, nach dem die Protagonistin sich leider mehr und mehr zur Egoistin entwickelt und mehr und mehr Szenen zu gewollt wirken.
1 Kommentar:
Kommentar veröffentlichen