Donnerstag, 9. Januar 2014

Delirium - Lauren Oliver

Rezension zu "Delirium" von Lauren Oliver


Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Carlsen Verlag GmbH; Auflage: 1 (November 2011)
ISBN-13: 978-3551582324
Band 1 von 3

Inhalt

Ich bin erst siebzehn und weiß bereits etwas, das sie nicht weiß: dass das Leben kein Leben ist, wenn man einfach nur hindurchtreibt. Ich weiß, dass es - einzig und allein - darum geht, die Dinge zu finden, die wichtig sind, und daran festzuhalten und für sie zu kämpfen und sie niemals loszulassen. (S. 358)
Lena zählt die Tage bis zu ihrem Eingriff. Danach wird sie nicht mehr in Gefahr sein. Endlich wird sie sich nicht mehr mit der Deliria infizieren können, die ihre Mutter damals in den Selbstmord getrieben hat. Doch manchmal zweifelt sie, fragt sich ob es wirklich falsch ist, nicht gleichgültig zu sein, anderen etwas zu bedeuten und Menschen zu haben, die einem wichtig sind.
Dass ihre beste Freundin Hana sich plötzlich so merkwürdig benimmt, macht sie stutzig. Und dann lernt sie Alex kennen. Sich mit ihm zu treffen, kann ja kein Verbrechen sein - schließlich ist er bereits immun. Aber warum will sie das eigentlich?

Meine Meinung

 

Endlich habe ich "Delirium" aus meinem SuB befreit. Dort hatte es schon viel zu lange gelegen und abgesehen von einigen neugierigen Blicken meinerseits kaum Aufmerksamkeit bekommen. 

Der Einstieg war für mich ein bisschen zäh. Wenn man viele Dystopien liest, bekommt man das ein oder andere oft zu hören und auch bei "Delirium" kam zunächst mal die unvermeidliche Kennenlernphase, in der der Leser alles über die Hintergrundwelt und ihre Geschichte erfährt.
Lena ist natürlich zu Beginn noch vollkommen überzeugt von dem Gesellschaftsystem und all den Regeln, bis sie dann schließlich die Erleuchtung hat, dass das vielleicht doch alles nicht so gut und rosarot ist. In diesem Stadium finde ich Buchcharaktere immer ziemlich anstrengend. Es ist einfach kein gutes Gefühl, wenn man als Leser der Besserwisser ist :D

Davon abgesehen hat mir das Buch aber gut gefallen. Das hat viele Gründe:
  • Die Geschichte um Lenas Mutter ist spannend umgesetzt. 
  • Hana und Alex sind sehr sympathische Charaktere. 
  • Lenas Entwicklung ist glaubhaft und sie wird nicht von einem Moment auf den anderen zur überzeugten Rebellin. 
  • Als Ich-Erzählerin kann man sich sehr gut mit ihr identifizieren und bekommt detaillierte Einblicke in ihre Gefühlswelt. 
  • Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Alex steht zwar im Vordergrund, ist jedoch nicht der Punkt, um den sich alles dreht. Die Geschichte geht tiefer, formuliert zwischen den Zeilen wesentliche Botschaften. 
  • Obwohl der gesamte Verlauf dystopie-typisch ist, gibt es genügend Spannung und unerwartete Wendungen.
Das Ende ist natürlich ein gemeiner Cliffhanger, aber das ist man von Trilogie-Auftakten kaum anders gewohnt.   

Das Einzige, was ich mir noch gewünscht hätte, wäre etwas mehr Ausgefallenheit. Dadurch dass der Plot es unweigerlich vorgibt, dass Lena erkennen muss, dass die Gesellschaft aus Lügen gebaut ist, hätte etwas Neuartiges, Überraschendes entgegengesetzt werden müssen, auf das man nicht so schnell kommt. Dass sie sich in Alex verliebt, ist ja nun auch nicht wirklich unvorhersehbar.

Insgesamt aber eine Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe.

Fazit

 

"Delirium" hat alles, was eine solide Dystopie haben muss: eine gut durchdachte, perfekt organisierte und doch grausame Gesellschaft der Zukunft, die vielleicht gar nicht so unrealistisch ist, vielschichtige Charaktere, Spannung, Tiefsinn. 
Die Autorin zeigt eindrücklich, wie eine Welt, wie das Leben jedes einzelnen aussehen würde, wenn die Menschheit die Liebe nicht kennen dürfte, wobei sie sich nicht auf eine Form beschränkt, sondern neben der Liebesgeschichte um Lena und Alex auch die Bedeutung von Familie und Freundschaft beleuchtet.
Auf jeden Fall ein gutes Buch, das Lust auf die Fortsetzung macht.

  

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Hallo Evelyn.
Nicht uninteressant erscheint mir der Einblick in eine Überzeugungswelt, die völlig fremd, weil repressiv, ist. Umso mehr ist einem die Hauptfigur nahe, wenn die Rebellion gegen aufkommt.

Dein Fazit ist treffend, denn despotische Strukturen suchen Macht über den Menschen zu gewinnen, indem sie nicht nur die Gedanken, sondern auch die Gefühle zu bestimmen trachten.

bonté