Dienstag, 10. Dezember 2013

Ich gegen dich - Jenny Downham

 Rezension zu "Ich gegen dich" von Jenny Downham

 

Broschiert: 384 Seiten
Verlag: cbt (26. März 2012)
ISBN-13: 978-3570161388
Originaltitel: You Against Me

 

Inhalt

Sie schüttelte den Kopf. "Weißt du, was dein Problem ist, Mikey?"
"Nein, Mum, aber bestimmt sagst du es mir gleich."
Sie griff nach ihrer Zigarette, klopfte die Asche ab und nahm einen letzten tiefen Zug, wobei sie ihm den Rauch direkt ins Gesicht blies. "Du bist nicht der harte Kerl, für den du dich hältst."
(S. 14)

Mikey will Rache an Tom Parker, dem Jungen, der seine Schwester vergewaltigt hat und nun auf unschuldig plädiert. Karyn zuliebe will er ihn fertig machen, will ihn seine Tat bereuen lassen.
Über Toms Schwester Ellie an Informationen zu kommen, die ihm für seinen Plan nützlich sein können, erscheint ihm eine gute Idee. Womit er jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass Ellie so anders ist als all die Mädchen, mit denen er bisher zu tun hatte…

 

Meine Meinung


Mein erstes Buch von Jenny Downham war „Bevor ich sterbe“, das ja doch ziemlich bekannt ist. Bevor ich dieses gelesen hatte, hatte ich aber auch schon „Ich gegen dich“ in der Warteschlange, auf das ich vom Klappentext her fast noch neugieriger war.
Jedenfalls war Bevor ich sterbe“ für mich eine echte Enttäuschung. An sich gut geschrieben, aber mit den Charakteren konnte ich so gar nichts anfangen (zur Rezi). Nach diesem eher ernüchternden Leseerlebnis waren meine Erwartungen an „Ich gegen dich“ sehr tief gesunken. Trotzdem habe ich mich daran gewagt und wurde mit einer riesigen Überraschung belohnt.

So weit weg die Protagonistin und sämtliche Nebencharaktere bei „Bevor ich sterbe“ erschienen, so nah waren sie mir in „Ich gegen dich“.

Der Er-/Sie-Erzähler wechselt zwischen Mikey und Ellie. Das gibt dem Leser nicht nur die Möglichkeit, beide Perspektiven kennen- und verstehen zu lernen, sondern trägt auch dazu bei, dass die Konflikte im Buch umso stärker kontrastiert werden.
Die beiden Jugendlichen kommen aus zwei völlig unterschiedlichen Lebenswelten - Ellie aus der Villengegend der Stadt, Mikey aus der Sozialsiedlung. Den Einfluss der jeweiligen Schicht auf das Leben eines jungen Menschen hat die Autorin sehr realistisch aufgefangen.

Auch die Nebencharaktere konnten mich in diesem Buch überzeugen. Von Ellies Eltern über Mikeys Mutter und sowohl Täter als auch Opfer, d.h. die Geschwister der beiden, bis hin zu den Besitzern des Pubs, in dem Mikey arbeitet, hatte wirklich jede Figur ihre eigene Geschichte, die - auch wenn sie nicht aufgerollt wurde - jede einzelne von ihnen sehr lebendig wirken ließ.

Die Geschichte beinhaltet viele menschliche Wahrheiten, stimmt nachdenklich, berührt, geht in die Tiefe. Die Glaubhaftigkeit und Authenzität haben mich sehr beeindruckt. 

Die Spannung wird konstant aufrechterhalten und bis zum Ende kann man sich nicht sicher sein, wie die Sache ausgehen wird. 

Der Schreibstil hatte mir schon in  „Bevor ich sterbe" sehr gut gefallen und war auch hier wieder auffallend echt und lebensnah. Jenny Downham schreibt so, dass man wirklich das Gefühl hat, die Welt so zu zeigen, dass einem alles vertraut vorkommt, obwohl man sie durch andere Augen sieht.

Nach all den positiven Aspekten sollte wohl noch der ein oder andere Kritikpunkt angeführt werden, aber ich muss zugeben, dass mir nichts einfällt, was ich an diesem Buch bemängeln könnte.

Fazit

 

Da mir Bevor ich sterbe" - wie schon erwähnt - nicht wirklich gefallen hat, war ich wirklich verblüfft und kann nur jedem, dem es ähnlich ging, empfehlen, der Autorin eine zweite Chance zu geben.
 
Ich gegen dich" erzählt eine alles andere als komplikationslose Liebesgeschichte und geht dabei auch den schwierigen Fragen des Kernthemas nicht aus dem Weg.
Wunderschön atmosphärisch geschrieben, mit vielschichtigen Charakteren und einfach sehr sehr gut.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Hallo Evelyn.
Der klassische Graben zwischen Uptown & Downtown. Die "besseren Leute", die ihren schäbigen Standesdünkel weiter reichen. Bis hin zum Verbrechen. Ein guter Ansatz für alles danach.

Das Schöne an Literatur ist, daß sie uns immer wieder überraschen kann. Wie Du siehst.

Kennst Du die Bücher von Susan E. Hinton? Spielen in einem ähnlichen Mileu. "Die Outsider" oder "Jetzt & hier".

Deiner Schwester habe ich es bereits gewünscht - joyeux Noel.

bonté